Dr. Karl von Koerber gehört als „Dienstältester“ im Bereich Ernährung und Nachhaltigkeit zu den Pionieren eines vernetzten Denkens in der Ernährungswissenschaft und -bildung. Er ist Ökotrophologe/Ernährungswissenschaftler und war etwa 20 Jahre an der Universität Gießen tätig – anschließend 16 Jahre an der Technischen Universität München. Er gründete das „Beratungsbüro für ErnährungsÖkologie“ und die „Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung“ in München.
Details seiner Tätigkeiten sind auf der Homepage www.nachhaltigeernaehrung.de dokumentiert. Der Berufliche Werdegang ist unter www.nachhaltigeernaehrung.de/MitarbeiterInnen.16.0.html ausgeführt, einschließlich Mitarbeit in Gremien, Auszeichnungen und Mitgliedschaften.
Die Aktivitäten von Karl von Koerber gliedern sich in folgende Bereiche:
- Forschung/Entwicklung von Konzeptionen
- Lehre an Hochschulen
- Wissenstransfer/Bildung
- Publikationen
- Vernetzung/Kooperationen – auch international.
Forschung/Entwicklung von Konzeptionen
Schon seit etwa 50 Jahren setzt sich Karl von Koerber für eine ganzheitliche Betrachtung der Ernährung ein. In den 1970er Jahren war er Mitinitiator des „Studentischen Arbeitskreises Alternative Ernährung“ an der Universität Gießen, aus dem heraus sich in den Folgejahren mehrere weitere Arbeitskreise zu „Vollwert-Ernährung“ und „Ernährungsökologie“ bildeten. Er war als Student, Diplomand und Doktorand maßgeblich an Forschungsprojekten zur Entwicklung der „Gießener Konzeption der Vollwert-Ernährung“ beteiligt (erstmals 1981 mit Thomas Männle und Prof. Claus Leitzmann in Buchform publiziert, inzwischen in 11. Auflage: https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Zentrale-Publikationen.84.0.html).
Von 1989 bis 1997 war er federführend beim Aufbau des neuen wissenschaftlichen Fachgebiets „Ernährungsökologie“ an der Universität Gießen in der Arbeitsgruppe von Prof. Claus Leitzmann – es existiert bis heute (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/fileadmin/Taetigkeitsberichte/Bericht_ueber_die_Aktivitaeten_im_Fachgebiet_Ernaehrungsoekologie_Uni_Giessen_1989-96.pdf).
Im Jahr 1998 wechselte Karl von Koerber nach München und gründete das „Beratungsbüro für ErnährungsÖkologie“. Er wurde Lehrbeauftragter der Technischen Universität München und baute dort ab 2008 die „Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung“ auf (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Taetigkeitsberichte-TUM-Univer.116.0.html). Sie wird seit 2014 unabhängig fortgeführt – anerkannt als gemeinnütziger Verein.
Karl von Koerber publizierte 1999 den ersten Fachartikel zur grundlegenden Frage „Was bedeutet das neue UN-Leitbild „Nachhaltigkeit“ im Ernährungsbereich? Darin legte er eine erste Konzeption für eine „Nachhaltige Ernährung“ vor (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Publikationen-chronologisch.85.0.html unter „1999“). Kennzeichnend hierfür sind fünf „Dimensionen einer Nachhaltigen Ernährung“: Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft, Gesundheit und Kultur. Betrachtet wird die gesamte Lebensmittel-Wertschöpfungskette: Vorleistungsproduktion, Erzeugung, Verarbeitung, Vermarktung/Handel, Zubereitung, Verzehr und Abfallentsorgung. Kernstück der Konzeption sind praktische Handlungsorientierungen zur Lösung globaler Herausforderungen (wie Klimawandel, Armut/Welthunger, Wassermangel, Existenzsicherung kleiner und mittlerer Betriebe sowie ernährungsmitbedingte Krankheiten): die sieben „Grundsätze für eine Nachhaltige Ernährung“ (siehe Folien unter „Begleitmedien“).
Er führte über vier Jahrzehnte zahlreiche umsetzungsorientierte Forschungs- und Bildungsprojekte durch, teilweise im Auftrag von Bundes- oder Landesministerien (s. u., https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Forschungs-und-Bildungsprojek.64.0.html).
Ein innovativer Meilenstein ist das zweijährige, in diesem Jahr abgeschlossene Projekt „Unterstützung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) im Ernährungsbereich“, in das Karl von Koerber seine über Jahrzehnte gesammelten Kenntnisse, Erfahrungen und Vernetzungen einbringen konnte. In einer bisher nicht existierenden Herangehensweise wurde systematisch untersucht, mit welchen Ernährungsmaßnahmen das Erreichen der 17 SDGs unterstützt werden kann. Die jeweiligen Potenziale der Ernährungswirtschaft, -wissenschaft und -bildung wurden dargestellt sowie mögliche Synergien mittels diverser Veranstaltungen gefördert. Im 50-seitigen Abschluss-Report wurden zusätzlich als mutmachende „Best-Practice-Beispiele“ Bio-Betriebe aus bäuerlicher Landwirtschaft und aus dem Bereich Solidarische Landwirtschaft portraitiert (Details und Download des Abschluss-Reports siehe Projekt-Homepage https://www.nachhaltigeernaehrung.de/SDG-PROJEKT-Nachhaltige-Ernaeh.110.0.html).

Lehre an Hochschulen
Zur Sensibilisierung der Studierenden für Nachhaltigkeitsfragen leitete Karl von Koerber seit 1989 jedes Semester Lehrveranstaltungen zu den Bereichen Ernährungsökologie, Welternährung und Nachhaltige Ernährung. Der Schwerpunkt der Lehre lag an den Universitäten in Gießen und München, aber es gab auch an 15 weiteren Hochschulen im deutschsprachigen Raum Veranstaltungen, jeweils für Studierende der Ernährungs-, Haushalts- und Agrarwissenschaften, der Medizin und diverser Nachhaltigkeits-Studiengänge (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Lehrangebot.108.0.html).
Wissenstransfer/Bildung
Zunehmend entstand bei Karl von Koerber das Anliegen, die entwickelten Konzeptionen auch an verschiedene Multiplikatorengruppen und Verbraucher*innen zu verbreiten, um eine größere und längerfristige Wirkung zu erzielen. Mehr und mehr widmete er sich den Bereichen Wissenstransfer bzw. Bildung, insbesondere der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Er formulierte zur Verbindung von Wissenschaft und Bildung einen spezifischen BNE-Ansatz für den Ernährungsbereich (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Unser-BNE-Ansatz-Bildung-fuer.83.0.html).
Diverse Umsetzungsprojekte mit Bildungsträgern oder Ministerien wurden durchgeführt, u. a. Broschüren, Flyer sowie Ausstellungen mit Plakaten, Visualisierungen und Begleitheften (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Forschungs-und-Bildungsprojek.64.0.html).
Er hielt zahlreiche Fortbildungen für Mittlerpersonen und Vorträge für interessierte Verbraucher*innen (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Wissenstransfer.13.0.html). Ein etwa einstündiger Vortrag zu „Ernährung und Klimaschutz – Energiewende auf der Speisekarte“ ist auf dem YouTube-Kanal „zukunfterde“ von Prof. Harald Lesch eingestellt (https://www.youtube.com/watch?v=UoQtNr2vHyg).
Darüber hinaus sind ausgewählte Interviews in Radio oder Fernsehen auf der Homepage vorhanden (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Interviews-und-Vortraege.96.0.html).
Für die flächendeckende Weiterverbreitung der Konzeption Nachhaltige Ernährung und für die Vernetzung der in diesem Bereich aktiven Institutionen erfolgte ab dem Jahr 2000 der Aufbau einer Informations-Homepage (www.nachhaltigeernaehrung.de), der „Plattform Ernährungsökologie/Nachhaltige Ernährung“ (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Plattform-Ernaehrungsoekologie.20.0.html) und die Versendung eines Newsletters mit inzwischen ca. 700 Abonnent*innen (Archiv https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Newsletter-Archiv.35.0.html).

Ein herausragendes Bildungs-Projekt von Karl von Koerber ist der Online-Video-Kurs „Nachhaltigkeit in der Ernährung“. Anlass war, dass die vielfachen Anfragen nach Live-Lehrveranstaltungen an den Hochschulen nicht mehr erfüllt werden konnten. So sollten die Erfahrungen aus den jahrzehntelangen Lehraufträgen in einem modernen Online-Medium aufbereitet werden, um sie möglichst vielen Nutzer*innen zur Verfügung zu stellen. Zielgruppen sind vor allem Mittlerpersonen, Studierende, Promovierende und interessierte Verbraucher*innen. In Corona-Zeiten bekommt die virtuelle Lehre eine zusätzliche Bedeutung. Auch auf der „Plattform Ernährungswandel“ werden die Videos sukzessive eingestellt.
Im Online-Video-Kurs werden die Auswirkungen des individuellen Ernährungsverhaltens sowie der Ernährungssysteme auf die fünf Nachhaltigkeits-Dimensionen aufgezeigt: auf regionaler, nationaler und weltweiter Ebene. Ausgangspunkt sind verschiedene globale Herausforderungen – für diese werden praktische Lösungsmöglichkeiten anhand der sieben „Grundsätze für eine Nachhaltige Ernährung“ dargestellt und systematisch begründet.
Der Kurs besteht aus 18 Lerneinheiten à etwa 30-45 Minuten, einige auch länger. Die Videos enthalten neben den Vortragenden Power-Point-Präsentationen mit Abbildungen, Tabellen, Fotos und Text. Zu jeder Einheit gibt es Lernziele, kreative Vertiefungsaufgaben, Literatur und Links. (Homepage https://www.nachhaltigeernaehrung.de/ONLINE-VIDEO-KURS-Nachhaltigke.97.0.html –
YouTube-Kanal https://www.youtube.com/channel/UClaxfPuvIGVmJ2FNM6u_pZw).
Der Online-Video-Kurs wird zunehmend an Hochschulen in der Lehre eingesetzt (inkl. ECTS).
Publikationen
Karl von Koerber verfasste seit 1979 über 150 Publikationen – zu allen genannten Themenbereichen, für Wissenschaftler*innen, Studierende, Mittlerpersonen und Laien. Einige Veröffentlichungen erschienen auf Englisch, Französisch oder Russisch (https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Publikationen.15.0.html).
Ausgewählte Publikationen (die vollständigen Literaturangaben finden sich unter https://www.nachhaltigeernaehrung.de/Publikationen-chronologisch.85.0.html im jeweiligen Jahr, von vielen Beiträgen gibt es kostenlose Downloads):
Bücher
- Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung. Haug, 2012 (deutsch, russisch)
- Nachhaltig genießen – Rezeptbuch für unsere Zukunft. TRIAS, 2012 (deutsch, englisch, französisch)
Buchbeiträge
- Nachhaltige Ernährung und ihre fünf Dimensionen: Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft, Gesundheit und Kultur. Klinkhardt, 2015
- Nachhaltigkeit im Lebensmittelbereich [bzgl. Gemeinschaftsgastronomie]. Rhombos, 2015
- Nachhaltigkeit in der Ernährung: Bezugsrahmen und Programme der Vereinten Nationen, in Europa und Deutschland – UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. oekom, 2018
Zeitschriftenartikel
- Der Anspruch auf Nachhaltigkeit im Ernährungsbereich – Wie zukunftsfähig ist unser Ernährungsstil? AID-Verbraucherdienst, 1999
- Fünf Dimensionen der Nachhaltigen Ernährung und weiterentwickelte Grundsätze – Ein Update. Ernährung im Fokus, 2014
- Ernährung und Leitbild Nachhaltigkeit – Globale Herausforderungen und Lösungsansätze auf nationaler und internationaler Ebene der UN. Ernährungs Umschau, 2020
- UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung – Der Beitrag der Ernährung. Ernährung im Fokus, 2020
- Potenziale der „Grundsätze für eine Nachhaltige Ernährung“ zur Unterstützung der SDGs. Projekt-Abschluss-Report, 2020
Englische Publikationen, für eine erhöhte weltweite Reichweite:
- Wholesome Nutrition: an example for a sustainable diet. Proceedings of the Nutrition Society, Cambridge University Press, 2016
- Concept of Sustainable Nutrition – Implementation via ESD in Munich. United Nations University, Institute for the Advanced Study of Sustainability, 2018
- Nutrition and the guiding principle of sustainability – Global challenges and problem-solving approaches on a national and international, UN level. Ernährungs Umschau, 2020
Vernetzung/Kooperationen – auch international
Karl von Koerber setzte sich in Deutschland und international sehr für Vernetzung von Institutionen ein, die sich für Nachhaltigkeit im Ernährungsbereich engagieren. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden somit viele Kooperationsprojekte im In- und Ausland. Ein Beispiel ist das Kooperationsprojekt mit NAHhaft e.V. zur Entwicklung der „Plattform Ernährungswandel“ und zur Gründung des „Netzwerks für Nachhaltige Ernährungssysteme“ (s. u.).
Zur Verbreitung der Kenntnisse und Konzeptionen auch in andere Länder hielt Karl von Koerber immer wieder Vorträge in der Schweiz, in Österreich und Südtirol. Außerdem wurde er von den Vereinten Nationen als Referent zu drei globalen Konferenzen über Nachhaltige Ernährung nach Südafrika, Italien und Japan eingeladen. Dort erhielt er sehr wichtige Impulse für die weitere Forschungs- und Bildungsarbeit in Deutschland.
Karl von Koerber ist Gründungsmitglied mehrerer Vereine und Netzwerke bzw. ist in gewählten Organen tätig:
- Netzwerk für Nachhaltige Ernährungssysteme (in D, A, CH, Gründung auf Initiative von NAHhaft e.V., https://www.ernaehrungswandel.org/vernetzen/netzwerk-nachhaltiger-ernaehrungssysteme)
- Expertennetzwerk Nachhaltige Ernährung (in D, A, CH, Gründung mit UGB e.V., IFANE u. a., Auszeichnung der UNESCO im Rahmen des Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung, www.ene.network)
- Bündnis nachhaltige Entwicklung im Ernährungsbereich (Gründung mit den vier großen Ernährungsinstitutionen in Deutschland: DGE, BZfE, VDOE und VDD)
- Verein für Nachhaltigkeit e.V. (Mitglied im wiss. Beirat, www.nachhaltigkeit-ev.de)
- Bündnis Nachhaltigkeit Bayern (Gründungsmitglied und im Sprecherrat)
- Münchner Ernährungsrat e.V. (Gründungsmitglied,
- www.ernaehrungsrat-muenchen.de).
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