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Ernährungsinitiative „Mehr Pflanzenkraft für Schulen!“

Ziel dieser Initiative ist es, an deutschen Schulen eine insgesamt klimafreundlichere Ernährung durchzusetzen und die Hürden abzubauen, die einer wirklich nachhaltigen, rein pflanzlichen Verpflegung in der Schule momentan noch im Weg stehen.

Wer, was und wann

Wir, Ann-Marie Orf und Sarah Kalyanii Bihari, haben im Frühling 2022 die Initiative „Mehr Pflanzenkraft für Schulen!“ zur Durchsetzung und Normalisierung einer pflanzliche(re)n Ernährung in Schulen ins Leben gerufen. Als Vertreterinnen einer Gruppe veganer Eltern in Berlin fordern wir aus ethischen sowie Umwelt- und Klimagründen, dass politische und andere Entscheider*innen Maßnahmen zur Anpassung des Verpflegungsangebots treffen, die eine insgesamt pflanzlichere und damit klimafreundlichere Ernährung in Schulen fördern und es einfach machen, sich für die Essensoption zu entscheiden, die sich FÜR ALLE am positivsten auswirkt.

Eine vegane Ernährung ist (im Normalfall) mit Abstand am umwelt- und klimafreundlichsten und immer am tierfreundlichsten. Wer sich vegan ernährt, leistet zudem in vielen Menschenrechtsfragen einen entscheidenden Beitrag und profitiert bei einer durchdachten Umsetzung auch gesundheitlich. All das muss berücksichtigt werden, denn die Schulverpflegung muss gesund und lecker, zugleich aber auch nachhaltig und zukunftsfähig sein. Hier bauen wir auf das Engagement der Politik sowie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), nach deren Vorgaben sich mehr und mehr Caterer richten (und hoffentlich bald alle Caterer richten müssen).

Unsere Initiative wird unter anderem von ecodemy (https://ecodemy.de/magazin/vegane-schulverpflegung/), ProVeg / Aktion Pflanzen-Power (https://aktion-pflanzenpower.de/interview-zur-veganen-schulverpflegung/) und Parents for Future unterstützt.

Hintergrund und Ziele

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) nimmt durch die Ausgestaltung der Qualitätsstandards und das Positionspapier zur veganen Ernährung einen entscheidenden Einfluss darauf, wie pflanzenbetonte Ernährungsformen und insbesondere die vegane Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung und der Bevölkerung im Allgemeinen wahrgenommen werden. Sie kann so maßgeblich dazu beitragen, dass die Zahl der sich pflanzlich(er) ernährenden Menschen wächst – und das ist angesichts der Dringlichkeit einer Ernährungswende vor dem Hintergrund der Klimakrise heute wichtiger denn je.

Über die Steigerung des pflanzlichen Angebots und intelligentes Nudging kann in Settings der Gemeinschaftsverpflegung, wie zum Beispiel in Schulen, der Konsum von Fleisch und anderen Tierprodukten effektiv gesenkt und damit ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Die Gemeinschaftsverpflegung bietet also einen enormen Hebel, der jedoch nicht in ausreichendem Maß bedient wird.

Tragischerweise würde es auch dann zu einer Überschreitung der planetaren Grenzen kommen, wenn die aktuellen Qualitätsstandards der DGE für die verschiedenen Lebenswelten (Kita, Schule, Betrieb etc.) in ganz Deutschland umgesetzt würden – wovon wir allerdings weit entfernt sind. Es ist alleine aus Klimagründen also dringend nötig, dass die Empfehlungen und Standards der DGE allgemein sehr viel pflanzlicher gestaltet und entsprechend überarbeitete Standards deutschlandweit als verbindlich erklärt werden. Wichtig ist aber auch, dass es ganz einfach wird, sich in der Schule komplett tierfrei zu ernähren. Davon sind wir auch 2023, mitten in der Klimakrise, noch weit entfernt, denn es gibt kein Recht auf veganes Essen in der Schule und viele Schul-Caterer liefern nicht (ohne Weiteres) vegan. Ein wesentlicher Grund hierfür sind die Vorgaben der DGE, die daher die Hauptadressatin unserer Initiative „Mehr Pflanzenkraft für Schulen!“ ist. Wir haben die DGE Anfang Mai 2022 angeschrieben und von den Erfahrungen veganer Eltern mit Schul-Caterern berichtet sowie konkrete Vorschläge zur Verbesserung der allgemeinen Schulessenssituation und der Essenssituation vegan lebender Schulkinder unterbreitet. Konkret fordern wir, dass die DGE durch entsprechende Anpassungen des DGE-Standards für die Schulverpflegung zeitnah

  • eine bessere Grundlage für eine generell stärker pflanzenbetonte und damit klima-, menschen- und tierfreundlichere sowie inklusivere Schulverpflegung schafft und
  • auf breiter Basis eine durchgängige vegane Versorgung in der schulischen Gemeinschaftsverpflegung ermöglicht.

Unser Fokus liegt auf Berlin, das Schreiben dürfte aber für vegane und auch nicht-vegane Eltern in ganz Deutschland interessant sein, da es allgemein wissenswerte Informationen zur aktuellen Mittagessenssituation in Schulen enthält. Der gesamte Text wurde in Kopie an eine Reihe von Vertreter*innen großer Organisationen (wie ProVeg, Greenpeace und Parents for Future) sowie maßgebliche Einzelpersonen wie Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Sabine Schulz-Greve, Leiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin, gesendet. Die DGE hat im Juni 2022 auf unser Schreiben reagiert und ihre Antwort lässt uns hoffen, dass die nächste Aktualisierung der DGE-Empfehlungen und -Standards konkrete Verbesserungen zur Folge hat.

In Berlin, wo der DGE-Standard für die Verpflegung in Schulen verbindlich ist, besteht eine besondere Problematik: Hier verfahren die Caterer auf Grundlage eines Nachdrucks der 2014 erstmals veröffentlichten 4. Auflage des DGE-Standards aus dem Jahr 2015, obwohl die aktuelle, seit 2020 gültige 5. Auflage weitaus geringere Mengen an Tierprodukten und eine reduzierte Verzehrshäufigkeit vorsieht. Dadurch wird unter anderem großes Potenzial zur Senkung ernährungsbedingter Treibhausgasemissionen verschenkt. Wir halten das für nicht hinnehmbar und haben daher Mitte Juli 2022 ein Schreiben an die zuständige Senatsverwaltung gesendet und alle Berliner Akteur*innen CC gesetzt und um Input gebeten, die bereits zuvor unsere Schreiben an die DGE in CC erhalten hatten. Erschreckenderweise haben wir jedoch bis heute – auch nach mehrmaligen Rückfragen – keine Antwort erhalten. Unser Anliegen wurde einfach ignoriert, weshalb wir nun prüfen lassen, wie hier rechtlich Druck aufgebaut werden kann. Wir halten ein solches „Wegignorieren“ für untragbar, denn es ist klar, dass die Klimakrise ohne eine Ernährungswende weg von der Tierproduktion nicht zu bewältigen ist. Eine insgesamt pflanzlichere und damit stärker an den planetaren Grenzen orientierte Schulverpflegung wird daher nicht nur von Menschen gefordert, für die eine tierproduktefreie Ernährung zum ethischen Selbstverständnis gehört, sondern von vielen, die sich allgemein für ein höheres Umwelt-/Klima- und Gesundheitsbewusstsein engagieren und bei der Gemeinschaftsverpflegung (insbesondere der schulischen) großes Verbesserungspotenzial sehen.

Miteinander Lernen

Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Projektes und wie seid Ihr damit umgegangen?

Eine Schwierigkeit liegt in der Natur einer Elterninitiative: Eltern haben oft sehr wenig Zeit für die vielen kleinen und großen Dinge und die Absprachen, die nötig sind, um eine solche Initiative auf den Weg zu bringen und voranzutreiben. Oft bleibt bei solchen Initiativen sehr viel Arbeit an sehr wenigen Personen hängen. Das sollten sich die Hauptbeteiligten von vorneherein bewusst machen, sonst kann das sehr frustrierend sein.

Sehr nervenaufreibend war auch das ständige Ghosting. Wir haben eine ganze Reihe von E-Mails an potenzielle Unterstützer*innen, Journalist*innen usw. gesendet und oft gar keine Rückmeldung bekommen. Außerhalb der veganen Bubble scheint das Interesse an dem Thema nicht sehr groß zu sein. Unserer Erfahrung nach wird es oft als Nischenthema abgetan, seine Dimension ist vielen einfach nicht klar.

Welche Unterstützung ist für das Gelingen des Projektes unerlässlich (gewesen)?

Wir haben ecodemy und Aktion Pflanzen-Power angeschrieben und sind dort auf großes Interesse gestoßen. Wir danken unseren Ansprechpersonen – Barbara Beil von ecodemy und Lisa Banaditsch von ProVeg / Aktion Pflanzen-Power – sehr für den Austausch und dafür, dass sie unserem Thema zu mehr Reichweite verholfen haben!

Danke auch an Green Legal Impact für eine erste rechtliche Einschätzung.

Was würdet Ihr anders machen, wenn Ihr noch einmal von vorne anfangen würdet?

Wir würden uns in einer viel früheren Projektphase darum bemühen, auch rechtlich Druck aufzubauen. Wir dachten zu Beginn naiverweise, dass wir einen konstruktiven Austausch mit politischen und anderen Entscheider*innen initiieren können und das gar nicht nötig ist. Wir wurden allerdings einfach ignoriert, obwohl es hier um eine wichtige Angelegenheit geht, die uns alle betrifft – den wir alle würden von den positiven Klimaauswirkungen profitieren, die Veränderungen in diesem Bereich bewirken können.

Wie könnten Forschende Euer Vorhaben unterstützen? Welche Fragen sind bisher unbeantwortet geblieben?

Eine große Frage ist, wie rein pflanzliche Speisepläne, die den DGE-Vorgaben im Qualitätsstandard für Schulen entsprechen, konkret aussehen könnten und welche Kosten damit verbunden wären.

Eine andere Frage wäre, welche Nudging-Methoden im Schulkontext sinnvoll sind und vorgegeben werden könnten, um Schüler*innen und pädagogischem Personal klima- und tierfreundliches Essen schmackhaft zu machen.

Sehr wichtig ist auch, Wege zu finden, um insgesamt mehr Aufmerksamkeit auf den großen Beitrag der landwirtschaftlichen Tierhaltung zur Klimakrise und damit auf eine pflanzliche Ernährung als Klimaschutzmaßnahme zu lenken. In Medienbeiträgen zum Klimaschutz sowie im Unterricht zu diesem Thema wird viel zu wenig auf diesen Zusammenhang eingegangen. Vielen Menschen ist das große Potenzial, das mit der Umstellung auf eine pflanzliche(re) Ernährung verbunden ist, daher überhaupt nicht bewusst. Das muss sich dringend ändern, denn wenn Menschen umfassend informiert sind, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass sie selbst aktiv werden und nachhaltige, klimafreundliche Ernährungsumgebungen einfordern (wie die Ergebnisse des Bürgerrats Klima zeigen).

Austausch und Unterstützung

Sehr hilfreich wären Kontakte zu Personen, die zum Beispiel im Hinblick auf die Ausschreibung für das Berliner Schulessen 2024 etwas bewegen können oder in der Lage sind, Druck auf politische Entscheidungsträger*innen auszuüben (Medienschaffende etc.).

Interessant wäre auch eine Vernetzung mit Lehrkräften, die das Thema Schulessen im Unterricht zur Ernährungsbildung aufgreifen und sich mit ihren Schüler*innen für mehr pflanzliches Essen an ihrer Schule engagieren möchten.

Wir freuen uns über eine Kontaktaufnahme!

Kontakt

Organisation: Mehr Pflanzenkraft für Schulen!

Name der Ansprechperson: Ann-Marie Orf

Website: https://www.meatthetruthforyourkids.com/pflanzliche-re-schulverpflegung-initiative/

E-mail: hello(at)meatthetruthforyourkids.com

 

Diese Projektvorstellung steht unter der folgenden CC Lizenz: BY-NC-ND = Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung

Ernährungspolitik
Übergreifend