Wer, was und wann
Der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. gründete sich im Jahr 2018 und hat die Förderung des veganen Ökolandbaus zum Ziel. Mitwirkende sind Privatpersonen, Biofirmen, landw.-gärtner. Betriebe sowie gemeinnützige Organisationen aus Tierschutz und Naturschutz.
Der Verein berät Betriebe bei der Umstellung auf die biozyklisch-vegane Anbauweise und sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Vorteile des biozyklisch-veganen Anbaus. Des Weiteren begleitet er Forschungsvorhaben zum gezielten Humusaufbau und zur nachhaltigen Steigerung der Bodenfruchtbarkeit durch den Einsatz von biozyklischer Humuserde auf rein pflanzlicher Grundlage.
Dabei ist der Förderkreis Biozyklisch Veganer Anbau e.V. Teil eines größeren Netzwerkes ähnlicher Organisationen in verschiedenen europäischen Ländern (International Biocyclic Vegan Network), die sich in Zusammenarbeit mit der Adolf-Hoops-Gesellschaft mbH (Herausgeberin der Richtlinien und des Biozyklisch-Veganen Gütesiegels) und dem internationalen Koordinationsbüro BNS Biocyclic Network Services Ltd. gemeinsam für die Weiterentwicklung des biozyklisch-veganen Anbaus einsetzen.
Der Förderkreis hat zur Zeit etwa 100 Mitglieder, die seine Arbeit unterstützen und sich für seine Ziele einsetzen. Neben dem Vorstandsteam engagieren sich auch viele Mitglieder in fünf Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenbereichen.
Hintergrund und Ziele
Im Ökolandbau ist die Tierhaltung und die Verwendung tierischer Exkremente zur Düngung Gang und Gäbe. Mehr und mehr Menschen verzichten jedoch aus ethischen Gründen auf Lebensmittel tierischen Ursprungs und beklagen die wirtschaftliche Tierhaltung. Etwa ein Drittel der deutschen (Bio-) Betriebe wirtschaften viehlos, halten also selbst keine Nutztiere. Zur Düngung der Kulturen kaufen sie jedoch häufig Mist, Gülle etc. zu oder verwenden organische Handelsdünger tierischer Herkunft. Diese Pelletdünger bestehen aus Horn-, Haar-, Feder-, oder Borstenmehl und sind schlicht die Abfälle aus den konventionellen Schlachthöfen dieser Welt. Oft enthalten sie Antibiotikarückstände, kommen aber im ökologischen Gemüsebau trotzdem häufig zum Einsatz. Wer sich vegan ernährt, hält davon vermutlich wenig.
Über eine neue Form der Landbewirtschaftung informiert der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau. Biozyklisch-vegan, das meint eine Form des ökologischen Landbaus, in welchem Nährstoffkreisläufe anders geschlossen werden: statt Gülle, Jauche oder Hornmehl kommen hier pflanzliche, lang gelagerte Komposte bis hin zu Humuserde, Gründüngung und Mulchen sowie andere Techniken der rein pflanzlichen Düngung zum Einsatz. Die wirtschaftliche Tierhaltung sowie die Verwendung von Betriebsmitteln tierischer Herkunft ist nicht erlaubt. Vegan ab Feld sozusagen. Zudem wird großer Wert auf die Förderung der Artenvielfalt und einen vorbeugenden Pflanzenschutz durch Blühstreifen, Pufferzonen und Nützlingshabitate gelegt. Mischkulturen und weite Fruchtfolgen sorgen für ein stabiles Gleichgewicht und eine Erhaltung bzw. Wiederherstellung natürlicher Kreisläufe. Ein wichtiges Ziel biozyklisch-veganer Bewirtschaftung ist außerdem der Bodenschutz und die Sicherstellung einer langfristigen Bodenfruchtbarkeit durch den Aufbau von Dauerhumus.
Besonderes Potenzial liegt dabei in der Biozyklischen Humuserde, einer kohlenstoffstabilisierten Erde, die entsteht, wenn pflanzlicher Kompost mehrere Jahre gelagert und mit Mischkulturen bepflanzt wird. Seine Eigenschaften unterscheiden sich von jenen von Kompost dahingehend, als das bei hoher Nährstoffdichte keine Auswaschung mehr stattfindet. Biozyklisch-veganer Anbau ist also nicht nur ökologisch sinnvoll, es beugt zudem dem voranschreitenden Klimawandel vor, indem Kohlenstoff stabil in Humuserde gebunden wird.
Seit letztem Jahr können Verbraucher*innen leichter erkennen, ob das Gemüse, das sie kaufen, vegan angebaut wurde, oder nicht. Das Gütesiegel “Biozyklisch-Veganer Anbau” garantiert, dass der Erzeugerbetrieb nach den „Biozyklisch-Veganen Richtlinien“ gewirtschaftet und sich einem Audit durch eine anerkannte Bio-Kontrollstelle unterzogen hat. Dies ist seit der Aufnahme der Anbaurichtlinien in die IFOAM Family of Standards Ökobetrieben weltweit möglich.
Betriebe, die biozyklisch-vegan produzieren, gibt es im deutschsprachigen Raum bisher nur wenige, in Griechenland sind es schon über 60 kleinbäuerliche Familienbetriebe. Aufgabe des o.g. Vereins ist es auch, die an einer Umstellung interessierten oder bereits biozyklisch-vegan wirtschaftenden Betriebe zu beraten und den biozyklischen Betriebsindex vor Ort aufzunehmen, bevor dann die Biokontrollstelle die eigentliche Kontrolle durchführt. Gespräche mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die Aufklärung und Sensibilisierung von Verbraucher*innen über das neue Siegel gehören ebenso zum Aufgabenbereich des Förderkreises.
Ihr Ziel, die Biozyklisch-Veganen Prinzipien in alle Bereiche der Land- und Ernährungswirtschaft zu bringen, setzt die Organisation unter anderem über Flyer, Vorträge, Stände auf veganen Straßenfesten und landwirtsch. Messen, eine umfangreiche Sammlung von wissenschaftlichen Artikeln auf der Homepage sowie Social Media-Arbeit um. Wer mag, kann zudem vierteljährlich über einen Newsletter über die aktuellen Projekte des Förderkreises informiert werden.
Miteinander Lernen
Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Projektes und wie seid Ihr damit umgegangen?
Zunächst hat sich der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau nur durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert. So waren keine bezahlten Stellen möglich. Mit sehr viel ehrenamtlich investierter Zeit schafften wir es dann im Jahr 2021 nach 3 Jahren, durch Projektgelder vom Umweltbundesamt und einer Stiftung, die erste Stelle zu schaffen.
Ein weiteres Problem ist nach wie vor, dass der Aufbau von biozyklisch-veganen Wertschöpfungsketten sich als kompliziert gestaltet. Betriebe scheuen die hohen Zusatzkosten für Kontrolle und Zertifizierung, der Handel scheut die Listung einer neuen Marke, und das Biozyklisch-Vegane Gütesiegel ist noch weitgehend unbekannt. In einem Folgevorhaben gehen wir diese Probleme nun aktiv an, indem wir auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette wirken.
Welche Unterstützung ist für das Gelingen des Projektes unerlässlich (gewesen)?
Essenziell war die Entscheidung des Umweltbundesamtes, das Projekt „Veganer Ökolandbau“ über fast zwei Jahre zu fördern. So hat der biozyklisch-vegane Anbau einen Aufschwung erlebt. Unerlässlich hierfür war die unermüdliche Arbeit der AG Fundraising.
Auch das Bilden von Netzwerken war sehr wichtig, um die richtigen Kontakte aufzubauen, wodurch wir Unterstützung im Projekt erfahren haben.
Was würdet Ihr anders machen, wenn Ihr noch einmal von vorne anfangen würdet?
Wir hätten versucht, uns breiter aufzustellen und gleichzeitig mehr zu fokussieren. Ein größeres Team aufzubauen und dann an konkreten, wichtigen Projekten dranzubleiben.
Wie könnten Forschende Euer Vorhaben unterstützen? Welche Fragen sind bisher unbeantwortet geblieben?
Wir wünschen uns dringend eine Beforschung der Biozyklischen Humuserde. Wissenschaftlich untersucht wurde bislang das Ertragsniveau der auf Humuserde wachsenden Pflanzen, und es war zwei- bis dreifach so hoch wie das konventionellen Mineraldüngers. Die bislang umfangreichste Zusammenstellung der bisherigen Erkenntnisse bietet folgende Veröffentlichung auf www.wikifarmer.com:
Dr. agr. Johannes Eisenbach arbeitet in Griechenland auf seiner Kompostanlage im Biocyclic Park bereits seit vielen Jahren mit verblüffenden Ergebnissen mit Biozyklischer Humuserde. Ganz abgesehen von der Fülle neuer Erkenntnisse, die bereits mögliche Erklärungsgrundlagen des Phänomens Humuserde liefern, bedarf es weiterer Forschungen, um die mithilfe der zur Zeit gängigen Erklärungsmodelle nicht hinreichend abbildbaren Wachstumsergebnisse wissenschaftlich interpretieren zu können.
Austausch und Unterstützung
Unterstütze unsere Arbeit! Mitglied werden kann jede*r. Die Mitglieder des Förderkreises setzen sich aus engagierten Privatpersonen, Biofirmen, landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betrieben sowie anderen Organisationen aus Tierschutz und Naturschutz zusammen. Da sich unsere Arbeit auch stark aus Mitgliedsbeiträgen finanziert, ist eine (Förder-)Mitgliedschaft oder eine Spende der effizienteste und einfachste Weg, uns zu fördern.
Weiterhin unterstützt uns ein Online-Einkauf über die Plattform WeCanHelp, einer Charity Kaufplattform, bei der über 30.000 Shops gelistet sind.
Unterstützung kann auch ganz aktiv durch das Einbringen in eine der fünf Arbeitsgruppen erfolgen: AG Wertschöpfungskette, AG Forschung, AG Politik, AG Öffentlichkeitsarbeit und AG Fundraising. Die Treffen finden einmal im Monat online statt und weitere motivierte Mitstreiter*innen sind erwünscht. Weitere Infos zu den Arbeitsfeldern der verschiedenen AGs findest du auf unserer Homepage.
Da der Einzug in den Lebensmitteleinzelhandel noch recht schwierig ist, brauchen wir auch hier Unterstützung. Wer Kontakte zu Einkäufer*innen von Supermärkten und Discountern hat, kann möglicherweise dahin wirken, die biozyklisch-vegan zertifizierte Ware ins Sortiment aufnehmen zu lassen. Oder auch einfach mal im Lieblings-Bioladen dazu anregen.
Grundsätzlich ist zudem wichtig, das Thema in die ernährungspolitischen Diskurse aufzunehmen und nicht nur über vegane Ernährung, sondern auch über den veganen Anbau zu sprechen.
Kontakt
Anja Bonzheim
Mail: foerderkreis[at]biozyklisch-vegan.org
Homepage: www.biozyklisch-vegan.org