Wer, was und wann
Unser Projekt heißt Kornwerk für die regionale Biodiversität. Wir wollen alte Getreidesorten wieder auf den Markt bringen, lassen sie solidarisch anbauen und verarbeiten sie zu hochwertigen Pflanzendrinks, die wir in Bioläden vermarkten. Wir arbeiten seid etwa 3 Jahren daran, die Gründung einer GmbH ist im Januar 2020 erfolgt. Wir sind drei Gründerinnen (Miriam, Marlene und Swenja), haben eine Mitarbeiterin (Michelle) und teilweise Unterstützung von Praktikant*innen (Ike, Felix) und Freund*innen gehabt. Als Produktentwicklungspartner haben wir das Zentrum für Ernährungs- und Lebensmitteltechnologie in Neubrandenburg (ZELT) gewonnen und für die Beschaffung alter Sorten steht uns der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung alter Nutzpflanzen (VERN e.V.) zur Seite.
Hintergrund und Ziele
Wir verknüpfen mehrere Ansätze für eine umweltschonende Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu einem ganzheitlich nachhaltigen Konzept. Wir stellen Haferdrinks und in Zukunft weitere pflanzliche Produkte aus alten Sorten her, die vom Verschwinden bedroht sind. Schon 90% unserer Nutzpflanzensorten sind in den letzten 100 Jahren verloren gegangen. Wir bieten außerdem unsere Drinks in wiederverwendbaren Glasflaschen an, die eine ökologische Verpackung ist, solange die Transportwege kurz bleiben (bei uns: 350 Km ab Produktionsort). Unsere Haferdrinks haben mehr Protein und weniger Zucker als herkömmliche Haferdrinks. Außerdem sind sie frisch, das heißt sie sind schonend pasteurisiert, aber nicht ultrahocherhitzt. Somit sind noch mehr Nährstoffe und Geschmack enthalten.
Unsere Sorten ‘mit Geschichte’ wurden über viele Jahrhunderte standortspezifisch gezüchtet und haben große Relevanz für die landwirtschaftliche Resilienz. Die Vielfalt trägt dazu bei, sich in verändernden klimatischen Bedingungen anpassen zu können. Gerade in Zeiten der Klimakrise gewinnen diese Eigenschaften enorm an Bedeutung. Neben der ökologischen ist uns die soziale Verantwortung wichtig. Wir gehen außergewöhnlich langfristige und enge Kooperationen mit unseren Landwirt*innen ein, mit denen wir landwirtschaftliche Risiken solidarisch teilen. Die Bäuer*innen sind so keine anonymen Massenproudzent*innen, sondern aktiv in die Wertschöpfungskette eingebunden.
Das Zusammenbringen aus Regionalität mit geschlossenen Kreisläufen, plastikfreier Verpackung, Förderung von Biodiversität und gelebter sozialer Verantwortung vor kurzfristigem Profitinteresse macht uns einzigartig und ist auch auf dem Markt unser Alleinstellungsmerkmal.
Die alten Sorten werden von Vereinen und anderen Initiativen noch erhalten, aber damit sie wirklich in die Landwirtschaft reintegriert werden, müssen sie auch weiterverarbeitet und konsumiert werden. Die Hochschule in Eberswalde und der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN) forschen an dem Projekt: “Züchterische Erschließung und Nutzbarmachung pflanzengenetischer Ressourcen durch on-farm/in-situ Erhaltung und Positionierung von Produkten im Bio-Lebensmitteleinzelhandel” (Zen PGR). Das Projektziel ist: Neue “Potenziale für die Gemüsezüchtung aus alten, nicht mehr auf dem europäischen Saatgutmarkt verfügbaren Gemüsesorten” zu erschließen (HNE Projektwebseite, 2020). Ein Ziel, das wir teilen und für alte Getreidesorten umsetzen wollen. Zusammen mit dem VERN arbeiten wir an einer Nährstoff-Analyse alter Getreidesorten, da vermutet wird, dass diese reicher an Nährstoffen sind, als moderne Züchtungen. Diese Untersuchungen sollen das Verbraucher*inneninteresse an ihrem Anbau und ihrer Vermarktung erhöhen. Uns ist es ein großes Anliegen, die bäuerlichen Sorten als Kultur- und Zukunftsgut zu fördern und dass sie wieder als solche von den Menschen wahrgenommen werden.
Mit unserer solidarischen Zusammenarbeit mit den Landwirt*innen schaffen wir einen wirtschaftlichen Raum, indem es sich wieder lohnt die verschwindenden Sorten in kleinen Schlägen anzubauen. Über unsere innovative Zusammenarbeit ist im April 2020 ein Artikel im f3 Magazin erschienen, inklusive eines Interviews mit unserem Kooperationspartner Carlo Horn (Piepenbrock, 2020). Außerdem sind wir mit diesem Konzept auf den zweiten Platz in der Future Agro Challenge Germany 2020 gelangt.
Miteinander Lernen
Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Projektes und wie seid Ihr damit umgegangen?
Alte Getreidesorten werden kaum noch angebaut. Daher war es nicht so leicht Landwirt*innen zu finden, die sich darauf einlassen alte Sorten anzubauen, da sie im Ertrag meist nicht so hoch sind wie moderne Hochleistungssorten. Wir haben daraufhin das solidarische Prinzip zusammen mit unserem Bauern erarbeitet, bei dem er eine Absicherung hat, Zahlungen zu erhalten.
Welche Unterstützung ist für das Gelingen des Projektes unerlässlich (gewesen)?
Die Unterstützung der Landwirt*innen und unserer Kund*innen und unserer Berater*innen, die uns auf unserem Weg begleitet haben.
Wie könnten Forschende Euer Vorhaben unterstützen? Welche Fragen sind bisher unbeantwortet geblieben?
Forschende könnten uns mit Forschung zu den Eigenschaften alter Sorten unterstützen: Nährstoff-, Anbau- (Wurzelmasse, Resistenzen,..) oder Verarbeitungseigenschaften.
Austausch und Unterstützung
Wir haben Interesse an Austausch zum Thema alte Sorten, Sortenvielfalt und deren Vermarktung. Wir können Unterstützung gebrauchen in der Planung einer eigenen Produktionsstätte.
Kontakt
Name der Ansprechperson: Swenja Rosenwinkel
Organisation: Kornwerk
Website: www.kornwerk.com
E-mail: swenja(at)kornwerk.com
Diese Projektvorstellung steht unter folgender CC Lizenz: BY-NC-SA