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OpenSourceSeeds – Saatgut als Gemeingut

Wir machen Saatgut wieder zu einem Gemeingut für Alle. Dazu statten wir neue Sorten mit der Open-Source Lizenz aus. Das ist ein einfacher Weg, Saatgut rechtlich vor Patenten und anderen Formen der Privatisierung zu schützen.

©OpenSourceSeeds

Wer, was und wann

Die Initiative OpenSourceSeeds wurde 2017 unter dem Dach des Agrecol e.V. gegründet. Aktuell sind wir ein kleines Team mit Sitz in Marburg und Kooperationen in ganz Deutschland, Europa und der ganzen Welt.

Wir haben eine Open-Source-Lizenz entwickelt, um Saatgut als Commons zu schützen. Ein Commons ist ein Gemeingut, welches selbstorganisiert und bedürfnisorientiert von einer Gemeinschaft verwaltet und gepflegt wird. Das ist sinnvoll, denn der freie Zugang zu Saatgut bildet die Grundlage für die Vielfalt von Kulturpflanzen und ihren Sorten. Damit engagieren wir uns für:

- Die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel
- Weniger Gifte, Chemie und Gentechnik auf dem Acker
- Die Ernährungssicherheit und -souveränität für erwartete 11 Milliarden Menschen
 

Hintergrund und Ziele

Mit Hilfe der Open-Source Saatgut Lizenz bauen wir einen eigentumsfreien, gemeinnützigen Saatgutsektor auf. Wir wollen ihn neben dem privaten Sektor als zweite Säule der Saatgutversorgung etablieren.

Aktuell betreiben wir unter anderem die Kampagne "Ein Brot für freies Saatgut" in Berlin und Köln und begleiten die freie Tomate Sunviva in vielen lokalen Projekten. Wir forschen und publizieren zum Thema Saatgut als Gemeingut, z.B. in Verbindung mit der Frage der Finanzierung gemeinnütziger Züchtung. Auch das Thema der Farmers' Rights ist für uns wichtig, zu denen das Recht der Bäuerinnen und Bauern auf Saatgutsouveränität gehört. Über die Global Coalition for Open Source Seed Initiatives (GOSSI) arbeiten wir mit Partnern von 5 Kontinenten zusammen.

Privatisierung: Im Widerspruch zur Sortenvielfalt

Traditionell ist Saatgut ein Gemeingut. Doch immer mehr Saatgut wird privatisiert, indem Patente und Sortenschutz geltend gemacht werden. Wenige Chemie-Konzerne kontrollieren inzwischen den Großteil des kommerziellen Saatgutmarktes. Solche Saatgut-Monopole entscheiden auch, was bei uns auf den Teller kommt. Sie erzielen ihre Gewinne mit wenigen Hochleistungssorten. Der freie Zugang zu Zuchtmaterial wird immer weiter eingeschränkt und die Landwirtschaft wird zunehmend einheitlicher. Die ehemalige Sorten- und Geschmacksvielfalt geht mehr und mehr verloren.

Open-Source: Von der Software zum Saatgut

Bisher war es nicht möglich, Saatgut rechtlich als Gemeingut zu schützen. Das bedeutet, wenn gemeinnützige Züchter auf Sortenschutz verzichten und ihre neuen Sorten ohne Einschränkung allen zur Verfügung stellen, besteht noch immer die Gefahr, dass andere daraus ein privates Gut machen. So werden Gemeingüter zwar geschaffen, aber nicht erhalten. Die Open-Source Saatgut Lizenz schließt diese Lücke. Die Open-Source Regeln wurden erstmals von Computerwissenschaftlern definiert und aus dem Bereich der freien Software auf Saatgut übertragen.

Copyleft: Einmal Gemeingut, immer Gemeingut

Alle Nutzer und Nutzerinnen verpflichten sich, zukünftigen Empfängern und Empfängerinnen des Saatguts und seiner Weiterentwicklungen die gleichen Rechte einzuräumen, die sie selbst genossen haben. Jede darüberhinausgehende Beschränkung (z.B. Patentierung und Sortenschutz) ist nicht rechtmäßig. Diese Verpflichtung ist viral und wird auch als copyleft-Klausel bezeichnet, denn nicht nur das lizenzierte Saatgut selbst, sondern alle seine Weiterentwicklungen fallen unter diese Klausel. Dadurch wird eine Kette von Lizenzverträgen in Gang gesetzt, die im Prinzip unendlich ist. Die Lizenz sichert langfristig ein Gemeingut, das nicht mehr in ein privates Gut überführt werden kann.

Die 3 Regeln der Open-Source-Lizenz:

1. Alle dürfen Open-Source Saatgut nutzen, also anbauen, vermehren, züchterisch bearbeiten sowie im Rahmen bestehender Gesetze verkaufen, tauschen und verschenken.

2. Niemand darf das Saatgut und seine Weiterentwicklungen privatisieren. Patent- und Sortenschutz sind also ausgeschlossen.

3. Zukünftigen Empfängern und Empfängerinnen werden die gleichen Rechte und Pflichen übertragen.

Miteinander Lernen

Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Projektes und wie seid Ihr damit umgegangen?

Das Thema Saatgut als Gemeingut wird zwar immer bekannter, aber immer noch hören viele Leute von uns zum ersten Mal davon. Da gibt es viel zu erklären, besonders wenn es um Aspekte wie Saatgutgesetze und die Open-Source-Lizenz geht – wir können wenig als bekannt voraussetzen. Aber wenn die Leute es verstehen, finden sie unsere Arbeit fast alle unterstützenswert.
Insgesamt haben wir viele Ideen für tolle Projekte, aber wir sind nur ein kleines Team. Da ist es manchmal nicht einfach zu sagen: "Das können wir jetzt (noch) nicht machen." Zum Glück starten immer öfter unabhängig von uns begeisterte Menschen eigene Projekte mit freiem Saatgut und verwenden es in Saatgutbörsen, Gemeinschaftsgärten und Schulprojekten.

Welche Unterstützung ist für das Gelingen des Projektes unerlässlich (gewesen)?

Von Anfang an gab es Leute, die uns mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten unterstützt haben: Sei es bei rechtlichen Fragen oder beim Design von Infomaterial oder der Animation eines Erklär-Videos. Vieles konnten wir uns auch mit der Zeit selbst beibringen, aber manchmal ist es wichtig, uns Beratung zu holen.

Was würdet Ihr anders machen, wenn Ihr noch einmal von vorne anfangen würdet?

Wahrscheinlich zählt das nicht, aber: Die Corona-Pandemie überspringen. Wir sind jetzt zwar Profis darin, uns digital auszutauschen. Aber es ist schon etwas anderes, die Leute, mit denen man zusammenarbeitet, persönlich zu treffen. Hoffentlich können wir viele der ausgefallenen Begegnungen bald nachholen.

Wie könnten Forschende Euer Vorhaben unterstützen? Welche Fragen sind bisher unbeantwortet geblieben?

Beispiele für konkrete Forschungsthemen:
- Anwendbarkeit der Open-Source-Strategie für Saatgut in verschiedenen Kontexten
- Finanzierbarkeit von gemeinnütziger Züchtung (es gibt schon Konzepte, die Machbarkeit muss untersucht werden)
- Beschreibbarkeit von ökologischem, heterogenem Material wie Populationen
- Beschreibbarkeit von bäuerlichen Sorten

Wir vergeben auch Themen für Abschlussarbeiten!

Austausch und Unterstützung

Wir freuen uns über alle, die
- Fragen haben und neugierig sind
- über unsere Arbeit berichten wollen
- uns für Vernetzung und/oder Vorträge zu Veranstaltungen einladen
- Tipps haben, was wir besser machen können
- Themen für Blogs oder unseren Newsletter vorschlagen
- eine eigene open-source Sorte anmelden wollen
- freies Saatgut verwenden und weitergeben
- uns mit Spenden unterstützen

Kontakt

Organisation: OpenSourceSeeds

Name der Ansprechperson: Bella Aberle

Website: opensourceseeds.org

E-mail: bella@opensourceseeds.org

 

Diese Projektvorstellung steht unter der folgenden CC Lizenz: BY-NC-ND = Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung

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