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Bio-vegane Landwirtschaft

Als bio-vegane Landwirtschaft wird ein ökologischer Landbau bezeichnet, der auf die Haltung von Nutztieren sowie die Verwendung tierischer Betriebsmittel (Dünger, Präparate) verzichtet und damit versucht, die Landwirtschaft vollkommen vom Sektor der tierischen Produktion abzukoppeln.[1]

Ziel und Innovation

Landwirtschaft ist meist eng mit Tierhaltung verbunden. Mit dieser können u.a. gravierende Probleme des Tierwohls sowie des Klima- und Gewässerschutzes einhergehen. Die intensive Tierhaltung führt außerdem dazu, dass weltweit große Flächen zum Anbau von Tierfutter verwendet werden (in Deutschland ca. 53 Prozent der insgesamt verwendeten Anbaufläche).[2] Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, wirtschaften bio-vegane Betriebe ohne die Haltung von Nutztieren und – über den Ansatz der viehlosen Landwirtschaft hinaus – ohne die Nutzung tierischer und synthetischer Düngeerzeugnisse.

Umgesetzt wird dieses innovative Konzept, indem beispielsweise anstelle von tierischen oder synthetischen Düngemitteln pflanzlicher Kompost, Gründüngung, Mulch, etc. auf pflanzlicher Basis zum Einsatz kommen, wodurch vergleichbare Ernteträge ermöglicht werden können.[3] Eine Besonderheit des biozyklisch-veganen Anbaus ist der Einsatz von biozyklischer Humuserde, die am Ende eines langen Kompostierungsprozesses steht und die sich durch eine physiologisch stabile Molekülstruktur auszeichnet (was z.B. Auswaschungen von Nährstoffen verhindert) und deren Einsatz zu vergleichsweise hohen Erträgen führt.[4] Darüber hinaus soll die Bodenfruchtbarkeit durch eine abwechslungsreiche Fruchtfolge, Mischkulturen und den Anbau von Leguminosen wie Kleegras, Lupinen oder Erbsen gefördert werden. Eine möglichst regionale Vermarktung sowie die Erhaltung von Biodiversität gehören zu den weiteren Zielen des bio-veganen Landbaus. [5]

Beispiele

Gärtnerhof Bienenbüttel (bio-veganer Anbau seit 1978), Biohof Hausmann, Bio-Vegane SoLaWi Rhein-Main, Bioland KräuterGut Dworschak Fleischmann, Hof Windkind, Biolandhof Hund (Obstbau; erster nach den Biozyklisch-Veganen Richtlinien zertifizierter Betrieb), PfalzBio GbR, SoLaWi "PlantAge"

Kategorie

Produktion (Nutzerpraktiken)

Akteur*innen

Landwirtschaftliche Betriebe, Anbauvereine, Netzwerke, Konsumenten und Konsumentinnen

Entwicklungsstand und -dynamik

In Deutschland leben nach Angaben von ProVeg Deutschland mittlerweile ca. 1,3 Millionen Menschen vegan.[7] Demgegenüber stehen jedoch erst 13 bio-vegan wirtschaftende Landbaubetriebe. Als Herausforderungen zur Ausweitung der Nische gelten die Pflanzenernährung, Beikrautdruck, Schädlinge und Krankheiten, Bodenstruktur sowie ökonomische Nachteile.[8] Orientierung und Transparenz bieten die ›Biozyklisch-veganen Richtlinien‹, die Ende 2017 als weltweit erster veganer Ökoanbau-Standard durch IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements) akkreditiert wurden. Bisher wurden zwei Betriebe in Deutschland biozyklisch-vegan zertifiziert, weitere Zertifizierungen werden 2019 folgen. [9]

Nachhaltigkeitspotenzial

Ökologisch

  • Biodiversität/Artenvielfalt
  • Boden (indirekt)
  • Klima
  • Luft (indirekt)

Ökonomisch

  • Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe (indirekt)
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft (indirekt)

Sozial

  • Tierwohl

Risiken / Nachteile

Die Umstellung auf intensive Kompostwirtschaft ist für manche Betriebe ein arbeitsökonomisches Hindernis. Eine zusätzliche Zertifizierung könnte auch einen zusätzlichen Zeit- und Geldaufwand für Betriebe darstellen.

Fazit

Unter bio-veganer Landwirtschaft wird ein ökologischer Landbau verstanden, der auf die Haltung von Nutztieren sowie die Verwendung tierischer Betriebsmittel (Dünger, Präparate) verzichtet. Anstelle von tierischen oder synthetischen Düngemitteln wird u.a. pflanzlicher Kompost, Gründüngung oder Mulch auf pflanzlicher Basis verwendet. Der Einsatz von biozyklischer Humuserde kann zu vergleichsweise hohen Erträgen führen. Zudem sind mit der bio-veganen Landwirtschaft zahlreiche direkte und indirekte ökologische Vorteile verbunden, wie relativ geringere Ressourcenverbräuche (Wasser), Emissionen (THG-Emissionen, Ammoniakemissionen) sowie Einträge von Pestizidrückständen, Gülle und Tierarzneimitteln. Das Nachhaltigkeitspotenzial kann daher als sehr hoch eingestuft werden, allerdings sind derzeit ökonomische Nachteile in Form höherer Produktionskosten noch zu reduzieren. Das Transformationspotenzial wird in Bezug auf einige Aspekte als sehr positiv erachtet, wie beispielsweise die tiefgreifende und integrierende Konzeption, die vorhandene Infrastruktur des Biolandbaus und unterstützende gesellschaftliche Megatrends. Gleichzeitig werden u.a. aktuell das Fehlen gesellschaftlicher Debatten und großer Unterstützerzahlen bei Konsumenten und Konsumentinnen noch als Hemmnisse eingeschätzt. Durch Anknüpfungspunkte mit SoLaWi und Regionalwert AG kann sich der regionale Charakter verstärken. Eine Änderung der Düngeverordnung hinsichtlich des Umgangs mit länger gelagertem Kompost würde die Entwicklung der Nische unterstützen.


[1] Bonzheim, A. (2016): Potenziale und Herausforderungen möglicher überbetrieblicher Organisationsstrukturen für die bio-vegane Landbaubewegung im deutschsprachigen Raum. Masterarbeit, HNE Eberswalde.

[2] Baumgarten et al. (2018): Daten zur Umwelt 2018: Umwelt und Landwirtschaft. Umweltbundesamt (Hg.)

[3] Choden, T. (2019): Can Plant-Based Nitrogen Replace Externally Produced Animal-Based Nitrogen? Master Thesis, Wageningen University.

[4] Eisenbach et al. (2018): Effect of Biocyclic Humus Soil on Yield and Quality Parameters of Sweet Potato (Ipomoea batatas L.). Scientific Papers. Series A. Agronomy, Vol. LXI, (1). S.210-217; Eisenbach et al. (2019): Effect of Biocyclic Humus Soil on Yield and Quality Parameters of Processing Tomato. Bulletin of University of Agricultural Sciences and Veterinary Medicine Cluj-Napoca. Horticulture 76(1), S. 47-52

[5] Vebu (2018): Bioveganer Land- und Gartenbau: Landwirtschaft ohne Tier. Web, 28.04.2018. vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/bioveganer-landbau/

[6] ebd.

[7] ProVeg Deutschland (2019): Vegan-Trend: Zahlen und Fakten zum Veggie-Markt. Web, 19.01.2019. proveg.com/de/pflanzlicher-lebensstil/vegan-trend-zahlen-und-fakten-zum-veggie-markt/

[8] Bonzheim, A., Mettke, D., Rieken, H. (2015): Bio-vegane Landwirtschaft in Deutschland: Definition, Motive und Beratungsbedarf aus Sicht der Praktiker_innen. Beitrag zur 13. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau.

[9] Albert-Schweizer-Stiftung für unsere Mitwelt (2018): Erste biozyklisch-vegane Betriebe anerkannt. Web, 17.06.2018. Web, 01.10.2018. albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/erste-biozyklisch-vegane-betriebe-anerkannt.