Steckbrief des Projekts "Sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems"
Beim Foodsharing werden ungewollte und überproduzierte Lebensmittel, die andernfalls entsorgt werden würden, eingesammelt und an Menschen verteilt, die diese konsumieren. Lebensmittel können dabei sowohl aus Privathaushalten als auch von kleinen oder mittleren Betrieben stammen und entweder direkt abgeholt als auch über Verteiler oder Online Communities weitergegeben werden.[1]
Ein eng verwandtes Konzept sind Kommerzielle Essensrettungs-Apps.
Ziel der Bewegung ist es, den Lebensmittelabfall zu reduzieren und die Wertschätzung für Lebensmittel zu stärken. Oft gehören dazu neben dem (Ver-)Teilen von Lebensmitteln auch bildungspolitische Aktivitäten. So macht die Initiative Foodsharing bspw. auch auf Veranstaltungen, durch Aktionen und Medienarbeit auf Lebensmittelverschwendung und die Problematik unnötiger Verpackungen aufmerksam.[2]
Innovativ ist, dass ungewollte und überproduzierte Lebensmittel nicht mehr entsorgt werden müssen, sondern über Verteiler und Online Communities an Konsumenten und Konsumentinnen abgegeben werden können. Indem Verträge mit Betrieben geschlossen werden, die diese von der Haftung befreien, können auch Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum verteilt werden.[3]
Foodsharing e.V., Lebensmittel-retten+fair-teilen e.V., Spielwagen e.V., Facebookgruppen zum Lebensmittel-Retten
Abfall und Wiederverwertung (Nutzerpraktiken, Wissen, Infrastrukturen)
Wichtigster Akteur ist in Deutschland der Verein Foodsharing e.V. Außerdem: Konsumentinnen und Konsumenten, Ehrenamtliche, Vereine, Betriebe (vor allem Supermärkte und Bäckereien)
Die Foodsharing Initiative (hinter der heute der Verein Foodsharing e.V. steht) entstand 2012 in Deutschland.[4]
Die Onlineplattform der Foodsharing Initiative ist heute in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar und hat über 100.000 registrierte Nutzer und Nutzerinnen.[5] Über 30.000 Freiwillige holen Lebensmittel von Betrieben ab und mehr als 4.000 Betriebe kooperieren regelmäßig mit Foodsharing.[6] Darüber hinaus gibt es viele weitere lokale Vereine, die nach einem ähnlichen Prinzip agieren. Hindernisse für die weitere Entwicklung der Nische sind zum einen die mangelnde Bereitschaft von Betrieben, am Foodsharing teilzunehmen,[7] die fehlende Bereitschaft von öffentlichen Einrichtungen, Raum für Verteiler zu stellen,[8] sowie bürokratische Hürden. So wurden von Behörden bereits Verteiler aus hygienischen Gründen geschlossen, da die gleichen Maßstäbe wie bei Supermärkten angelegt werden.[9]
Es könnte sich das potenzielle Risiko ergeben, dass sich bei manchen Akteuren und Akteurinnen eine Akzeptanz der kontinuierlichen Lebensmittelverschwendung einstellt.
Die Innovation Foodsharing bedeutet hier, dass Lebensmittel, die andernfalls entsorgt werden würden, in koordinierter Weise eingesammelt und an sich beteiligende Menschen verteilt werden, die diese Lebensmittel konsumieren. Ziel ist es, das Volumen der verschwendeten Lebensmittel zu konsumieren. Die Innovation hat in den letzten Jahren eine starke Ausweitung in Deutschland erfahren, wobei immer noch bürokratische Hürden und fehlende Unterstützung von öffentlichen Einrichtungen die Ausweitung bremsen. Nachhaltigkeitspotenzial ist dabei insbesondere in Bezug auf Ressourceneffizienz und soziale Aspekte gegeben. Für ein umfassendes Nachhaltigkeitspotenzial sind dabei v.a. auch die Aktivitäten zur Vermeidung der Entstehung von Lebensmittelabfällen mit in den Vordergrund zu stellen.
[1] Foodsharing (2018a): Willkommen bei Foodsharing. Web, 01.06.2018. foodsharing.de
[2] Ebd.
[3] Foodsharing (2015): Lebensmittel Retten Wiki: Rechtsvereinbarung. Web, 01.06.2018. wiki.foodsharing.de/Rechtsvereinbarung
[4] Foodsharing (2018b): Über uns. Web, 01.06.2018. foodsharing.de/ueber-uns
[5] ebd.
[6] Foodsharing (2018c): Gesamtstatistik. Web, 01.06.2018. foodsharing.de/statistik
[7] Hunt, L. (2015): Foodsharing in Wipperfürth: Gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln. Rundschau Online. Web, Abrufdatum? www.rundschau-online.de/region/oberberg/foodsharing-in-wipperfuerth-gegen-das-wegwerfen-von-lebensmitteln-23388568
[8] Pausch, K.; Müller-Lorey, O. (2018): Foodsharing in Halle: Warum die Uni gegen den ‚Fairteiler‘ im Hof des Juridicums ist. Mitteldeutsche Zeitung. Web, 01.06.2018. www.mz-web.de/halle-saale/foodsharing-in-halle-warum-die-uni-gegen-den--fairteiler--im-hof-des-juridicums-ist-29925204
[9] Zero Waste News (2018): 5 Jahre Foodsharing. ReMap. Web, 01.06.2018. www.remap-berlin.de/blog/news/25