Steckbrief des Projekts "Sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems"
Bei dem Vertrieb nicht marktfähiger Lebensmittel werden Produkte, die als nicht mehr verkaufsfähig gelten, auf unterschiedliche Art und Weise erneut in die Wertschöpfungskette aufgenommen.
In Deutschland werden jährlich circa 11 Millionen Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen. Der Ursprung der Verschwendung liegt in Industrieländern zum großen Teil auf der Handels- und Konsumentenseite in Form von Produkten, die im Lebensmitteleinzelhandel das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreiten und den Abfällen in Privathaushalten. Zusätzlich machen Verluste direkt nach der Ernte einen erheblichen Anteil aus, da Obst und Gemüse, welches durch optische Mängel den Ansprüchen des Verbrauchers nicht genügt, meist gar nicht in die Vermarktung mitaufgenommen werden.[1]
Unterschiedliche Ansätze zur Vermarktung von Produkten, die zuvor als nicht (mehr) marktfähig eingestuft wurden, weisen Lösungen auf, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Unternehmen, wie Sirplus, kaufen überschüssige Waren auf, um diese anschließend über das Internet oder in einem Ladengeschäft zu handeln und dadurch deren Verschwendung zu verhindern.[2] Des Weiteren existieren Läden wie ›The Good Food‹, die Produkte verkaufen, die das MHD überschritten haben, durch ihre Verarbeitungsweise jedoch noch genießbar sind.[3] Um die Lebensmittelverluste unmittelbar nach der Ernte zu reduzieren, werden optisch mangelhafte Produkte als ›krummes Gemüse‹ gesondert oder im kooperierenden LEH verkauft.[4] Das amerikanische Unternehmen ›Impact Bioenergy‹ baut mobile Biogasanlagen für Restaurants und Großverbraucher, um aus den täglich anfallenden Resten und Abfällen Energie zu erzeugen.[5]
Sirplus, The Good Food, Impact Bioenergy, Etepetete, Querfeld
Abfall und Wiederverwertung (Nutzerpraktiken)
Landwirtschaftliche Betriebe, Lebensmitteleinzelhandel, Konsumenten und Konsumentinnen
Bereits 2012 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen der Initiative ›Zu gut für die Tonne‹ eine Studie über weggeworfene Lebensmittelmengen mit Lösungen zur Minderung dieser Mengen.[6] Die meisten Start-Ups entwickelten sich daraufhin innerhalb der letzten Jahre.
Aktuell gründen sich immer mehr Start-ups mit dem Ziel, Lebensmittelverluste durch alternative Vermarktungsformen zu vermindern. Verbraucher und Verbraucherinnen reagieren zunehmend sensibler auf dieses Thema und die Akzeptanz unkonventioneller Produkte steigt zunehmend.
Es könnte sich ein potenzieller Nachteil durch erhöhten Ressourceneinsatz beim postalischen Versand der mangelhaften oder überschüssigen Lebensmitteln ergeben. Zudem könnte sich auch hier eine Akzeptanz von kontinuierlicher Lebensmittelverschwendung einstellen.
Bei dem Vertrieb nicht marktfähiger Lebensmittel werden Produkte, die als nicht mehr verkaufsfähig gelten, erneut in die Wertschöpfungskette aufgenommen, indem Unternehmen auf innovative Weise die überschüssige Ware per Internet und in Läden verkaufen oder die energetische Verwertung der Lebensmittel unterstützen. Die Nische befindet sich derzeit im stetigen Aufbau. Das Nachhaltigkeitspotenzial ist in Bezug auf Förderung von Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft durchaus vorhanden, allerdings darüber hinaus derzeit nicht sehr umfassend entwickelt.
[1] Bundeszentrum für Ernährung (2018): Lebensmittelverschwendung. Web, 04.06.2018. https://www.bzfe.de/lebensmittelverschwendung-1868.html
[2] SirPlus (2018): Über uns. Web, 04.06.2018. https://sirplus.de/pages/uber-uns
[3] The good food (2018): Über uns. Web, 04.06.2018. www.the-good-food.de/ueber-uns/
[4] Aldi Süd (2018): Ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung – krumme Dinger bei ALDI SÜD. Web, 04.06.2018. www.aldi-sued.de/de/sortiment/lebensmittel/lebensmittelverschwendung/
[5] Impact bioenergy (2018): About Impact bioenergy. Web, 04.06.2018. impactbioenergy.com/about/
[6] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2018b?): Studie über Lebensmittelabfälle in Deutschland. Web, 04.06.2018. https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/ZuGutFuerDieTonne/_Texte/Studie_Zu-gut-fuer-die-Tonne.html