Steckbrief des Projekts "Sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems"
Als Zweinutzungshühner werden Hühnerrassen bezeichnet, die sich sowohl zur Produktion von Eiern als auch von Fleisch eignen. Somit können neben den Legehennen auch die männlichen Küken aufgezogen und als Masthähnchen genutzt werden.[1]
Streng genommen sind Zweinutzungshühner keine Innovation, denn sie waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Normalität. Erst seit Ende der 50er Jahre wurden Hühner gezüchtet, die entweder nur zum Eierlegen oder nur zur Mast verwendet werden können. Diese Hühnerrassen sind zwar produktiver als Zweinutzungsrassen, allerdings gibt es für die männlichen Küken aus der Legehennenzucht keine wirtschaftliche Verwendung, weswegen sie sofort nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet werden.[2] Dies stellt in erster Linie ein ethisches Problem im Hinblick auf die Art und Weise der Tötung dar (Schreddern noch lebender Küken). Das Aufziehen der männlichen Küken verhindert zwar nicht deren Tötung, ermöglicht ihnen allerdings immerhin das Erleben einiger Lebenszeit. Außerdem sind Zweinutzungshühner besser für ökologische Haltungsbedingungen geeignet als Hochleistungsrassen. Nicht zuletzt können hochproduktive Hybrid-Rassen nicht auf landwirtschaftlichen Betrieben vermehrt werden, sondern müssen von industriellen Zuchtbetrieben nachgekauft werden.[3] Die Innovation besteht somit darin, entgegen dem etablierten System Zweinutzungshühner einzusetzen und deren Eier und Fleisch zu vermarkten, auch wenn diese einen geringeren Ertrag als Hybrid-Hühner bieten.
ei care, Bruderhahn, Origin Ei, Hähnlein, Gockelprojekt, Herrmannsdorfer, Hahn & Huhn / Solidargemeinschaft Hänsel & Gretel
Produktion (Produkte)
Naturkost-Großhändler, landwirtschaftliche Betriebe, Erzeugergemeinschaften, Schlachtereien, Biomärkte[4]
Die gezielte Verwendung und Vermarktung von Zweinutzungshühnern mit dem Ziel, das Töten männlicher Küken zu vermeiden, hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt: So wurde ei care 2011 gegründet, Bruderhahn gibt es seit 2012.
Die größeren Projekte scheinen innerhalb der Nische mittlerweile recht gut etabliert zu sein. Auch, dass in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe neuer Zweinutzungshuhn-Projekte erschienen sind und der Biosupermarkt Alnatura mit dem Origin Ei eine eigene Zweinutzungshuhn-Initiative gestartet hat, zeigt, dass die Nische an Bedeutung gewinnt. Dennoch gibt es weiterhin Hürden, die die Etablierung außerhalb der Nische momentan verhindern, in erster Linie der hohe Preis des Fleisches, mit dem nur ein sehr kleiner Kundenkreis angesprochen werden kann.[5]
Aus tierethischer Sicht ergibt sich durch die Nische nur ein relativer Vorteil für das Tierwohl, da das Leben der männlichen Küken lediglich verlängert wird.
Als Zweinutzungshühner werden Hühnerrassen bezeichnet, die sich sowohl zur Produktion von Eiern als auch von Fleisch eignen. Somit können neben den Legehennen auch die männlichen Küken aufgezogen und als Masthähnchen genutzt werden. Die Nische konnte sich in den letzten Jahren durch Partnerschaften deutlich ausweiten. Durch den relativ hohen Preis wird sie aber nur begrenzt von Kunden und Kundinnen angenommen. Ein Nachhaltigkeitspotenzial ist insbesondere in Bezug auf Tierwohl (zumindest in bedingter Form) vorhanden, aber sonst nicht stark gegeben.
[1] Naturland (2020): Zweinutzungshuhn. Web, 09.04.2020. www.naturland.de/de/erzeuger/betriebszweige/gefl%C3%BCgelhaltung/zweinutzungshuhn.html
[2] Alnatura (2020a): Was ist ein Zweinutzungshuhn?. Web, 09.04.2020. www.alnatura.de/de-de/magazin/faq/bio-eier-fragen-und-antworten/8-was-ist-ein-zweinutzungshuhn
[3] Naturland (2020); Aktion-ei-care (2016): Genuss ist eine Frage der Haltung. Flyer, Web, 094.04.2020. www.aktion-ei-care.de/fileadmin/eicare/eicare-documents/eicare_Flyer2016_Mittel.pdf; Aktion-ei-care (2017): FAQ. Web, 09.04.2020. www.aktion-ei-care.de/fileadmin/eicare/eicare-documents/eicare_FAQ_09.2017_v2.pdf
[4] Aktion-ei-care (2017); Alnatura (2020a); Bruderhahn Initiative Deutschland (2020): Initiative. Wir eiern nicht rum. Web, 09.04.2020. www.bruderhahn.de/initiative/; Haehnlein (2020): Das Konzept, Web, 09.04.2020. www.bio-haehnlein.de/das-haehnlein-konzept/
[5] Alnatura (2020b): Warum werden nicht nur noch Zweinutzungshühner gehalten?. Web, 09.04.2020. www.alnatura.de/de-de/magazin/faq/bio-eier-fragen-und-antworten/9-weshalb-werden-nicht-nur-noch-zweinutzungshuehner-gehalten