Steckbrief des Projekts "Sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems"
Nutzer und Nutzerinnen können übriggebliebenes Essen zu reduziertem Preis per App erwerben. Dabei können, je nach Konzept, einzelne Lebensmittel von Supermärkten und/oder ganze Mahlzeiten von Restaurants verkauft werden.[1] Im Gegensatz zum eng verwandten Foodsharing erhalten die Anbieter der Apps eine Provision oder werden von den teilnehmenden Betrieben bezahlt.[2]
Jährlich entstehen in Deutschland fast 5 Millionen Tonnen vermeidbare Lebensmittelverluste im Groß- und Einzelhandel sowie bei Großverbrauchern.[3] Dem wollen kommerzielle Anbieter von Essensrettungs-Apps entgegenwirken. Innovativ ist einerseits die Idee, überproduzierte Mahlzeiten oder kurz vor dem Ablaufen stehende Nahrungsmittel noch zu vermarkten und daraus sogar ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln. Andererseits ist der Einsatz von Apps, über die Konsumenten und Konsumentinnen ohne Aufwand übriggebliebenes Essen in ihrer Nähe finden und erwerben können, eine technische Neuheit.
FoodLoop (noch in der Testphase), To Good To Go, ResQ Club
Abfall und Wiederverwertung (Nutzerpraktiken, Technologien, Infrastrukturen)
Startups, Konsumenten und Konsumentinnen, Gastronomie, Lebensmitteleinzelhandel
Die Nische ist noch sehr jung: Die erste Essensrettungs-App in Deutschland war die 2014 in Köln gegründete App FoodLoop.[4]
Seit der Gründung von FoodLoop, das sich bis heute in der Testphase befindet, kamen auf dem deutschen Markt 2015 das Dänische Startup To Good To Go sowie 2016 MealSaver aus Berlin hinzu, die 2017 mit der ebenfalls auf dem deutschen Markt aktiven finnischen App ResQ Club fusionierten und nun unter diesem Namen agieren.[5] Bisher gelang jedoch keinem der Unternehmen der große Durchbruch. ResQ Club hat seit der Fusion mit MealSaver das Angebot deutlich verschlankt und ist nur noch in Berlin verfügbar – nachdem die beiden Apps bis 2016 zusätzlich in Hamburg, München, dem Ruhrgebiet, Düsseldorf und Köln vertreten gewesen waren.[6] Sowohl von Betrieben als auch von Verbraucher und Verbraucherinnen wird das Angebot bisher nur zögerlich angenommen, was u.a. an der eher begrenzten Zielgruppe (ökologisch denkende und preisbewusst handelnde, technikaffine Großstädter) liegt. Alle Apps sind bisher regional nur sehr eingeschränkt verfügbar und haben eine geringe Nutzerbasis.[7]
Durch kommerzielle Essensrettungs-Apps können Nutzer und Nutzerinnen übriggebliebenes Essen zu reduziertem Preis per App erwerben. Dies können entweder einzelne Lebensmittel von Supermärkten und/oder ganze Mahlzeiten von Restaurants sein. Innovativ ist dabei v.a. auch der Einsatz von Apps und die Entwicklung eines Geschäftsmodells zu diesem Prozess. Nach anfänglicher weiter Ausdehnung ist die Ausbreitung der Nische derzeit gebremst. Das Nachhaltigkeitspotenzial ist v.a. durch Förderung der Ressourceneffizienz, der Ernährungssicherheit und des Zugangs zu gesunden Lebensmitteln gegeben, könnte aber durch Integration weiterer Nachhaltigkeitsziele noch deutlich erhöht werden und eventuell auch noch mehr Anziehung finden.
[1] Plass-Fleßenkämper, B. (2016): MealSaver will Nahrungsverschwendung per App verhindern, Web, www.wired.de/collection/science/das-berliner-startup-mealsaver-will-lebensmittelverschwendung-app-verhindern
[2] Ksienrzyk, L. (2018): Wie schwierig es für Startups ist, Essen zu retten. Ngin Food. Web, 05.06.2018, ngin-food.com/artikel/app-resq-club-mealsaver
[3] Noleppa, S.; Cartsburg, M. (2015): Das große Wegschmeißen: Vom Acker bis zum Verbraucher – Ausmaß und Umwelteffekte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland. WWF Deutschland, S. 10. Web, www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Das_grosse_Wegschmeissen.pdf
[4] Plass-Fleßenkämper (2016).
[5] Schade, A.-K. (2017): Essensretter-Apps ResQ Club und MealSaver fusionieren. Ngin Food. Web, https://ngin-food.com/artikel/resq-club-und-mealsaver-fusionieren/; Ksienrzyk (2018).
[6] Plass-Fleßenkämper (2016).
[7] ebd.