Regionale Ernährung - Handlungsoptionen für Konsument*innen
Die Regionalisierung kann eine wichtige Rolle im Aufbau nachhaltiger Ernährungssysteme einnehmen, wenn sie an bestimmte Bedingungen geknüpft ist (vgl. Hanke et al. 2023: 63 ff.). Wichtig sind dabei Ernährungsmuster, die auf den Konsum von saisonal und regional erzeugtem Gemüse anstelle von Flugware (Bsp. Spargel aus Peru) abzielen, das verhindert unnötige Treibhausgasemissionen. Der Aufbau lokaler und regionaler Versorgungsstrukturen kann die lokale Wirtschaft (Landwirtschaft, Gemüsebau), Handwerk und Gewerbe sowie Gemeinschaftsinitiativen stärken sowie eine partielle Selbstversorgung fördern (vgl. BMEL, 2022: 12; Hanke et al., 2021: 20). Damit regionale Ernährung nachhaltig ist, bedarf es biodiversitätsfördernder, emissionsarmer, ressourcenschonender und sozial-gerechter Landwirtschaft, saisonaler, ökologisch erzeugter Lebensmittel, regionaler und ökologischer Wertschöpfung sowie einem Fokus auf pflanzliche Produkte (vgl. Hanke et al., 2023: 45 f., 63 ff.). Es ist zu beachten, dass das Konzept per se nicht eine „geringe Schadstoffbelastung“ und Umweltbelastung garantiert, wenn regional hergestellte Produkte in beheizten Gewächshäusern angebaut oder CO2-intensiv gelagert werden (vgl. Hanke et al., 2023: 39). Die CO2-Bilanzen pro Kilogramm Produkteinheit von Importware (per Schiff oder LKW) können somit niedriger ausfallen, wenn große Mengen produziert und importiert werden als die von lokaler Ware (vgl. Avetisyan et al., 2014; Reinhardt et al., 2020; Li et al., 2022; Kreidenweis et al., 2016).
Einige Nischeninnovationen widmen sich dem Ausbau regionaler Ernährungssysteme[1].
Auch als Konsument*in hast du Möglichkeiten, dich für regionale Ernährung einzusetzen und so eine emissionsarme Regionalisierung und nachhaltige Ernährungssysteme zu stärken.
Doch was genau kannst du als Konsument*in tun, um eine nachhaltige regionale Ernährung zu fördern?
Quellenverzeichnis
Avetisyan, M., Hertel, T., & Sampson, G. (2014). Is Local Food More Environmentally Friendly? The GHG Emissions Impacts of Consuming Imported versus Domestically Produced Food. Environmental and Resource Economics, 58(3), 415–462. https://doi.org/10.1007/s10640-013-9706-3
BMEL. (2022): Deutschland, wie es isst. Der BMEL-Ernährungsreport 2022. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Hanke, G., Kampffmeyer, N., Wingenbach, M., & Bauknecht, D. (2021): Resiliente Versorgungssysteme – Strategien für einen sozial- ökologischen Umbau. Working Paper. Öko-Institut e.V. http://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/WP-Resiliente-Versorgungsysteme.pdf
Hanke, G., von Mering, F., & Wunder, S. (2023). Regionalisierung von Ernährungssystemen: Einschätzung von Nachhaltigkeitspotenzialen und Darstellung politischer Handlungsansätze. Teilbericht (AP2) des Projekts „Nachhaltiges Wirtschaften: Sozialökologische Transformation des Ernährungssystems (STErn)“ (TEXTE 89/2023; UBA TEXTE). Umweltbundesamt. https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/regionalisierung-von-ernaehrungssystemen
Kreidenweis, U., Lautenbach, S., & Koellner, T. (2016). Regional or global? The question of low-emission food sourcing addressed with spatial optimization modelling. Environmental Modelling & Software, 82, 128–141. https://doi.org/10.1016/j.envsoft.2016.04.020
Li, M., Jia, N., Lenzen, M., Malik, A., Wei, L., Jin, Y., & Raubenheimer, D. (2022). Global food-miles account for nearly 20% of total food-systems emissions. Nature Food, 3(6), 445–453. https://doi.org/10.1038/s43016-022-00531-w
Reinhardt, G., Gärtner, S., & Wagner, T. (2020). Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg.
Von Koerber, K., & Kretschmer, J. (2006). Ernährung nach den vier Dimensionen. Ernährung & Medizin, 21(4), 178–185. https://doi.org/10.1055/s-2006-957085
[1] Der Begriff “Region” ist gesetzlich nicht geschützt, und es herrscht Uneinigkeit über die genaue Definition von “Region”. Im Folgenden wird auf die Definition von Short Food Supply Chain (SFSC) (ins Deutsche übersetzt: kurze Versorgungsketten) durch die Europäische Kommission zurückgegriffen: sie wird definiert als “eine Versorgungskette mit einer begrenzten Anzahl von Wirtschaftsbeteiligten, die sich für die Zusammenarbeit, die lokale Wirtschaftsentwicklung und enge geografische und soziale Beziehungen zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Verbrauchern engagieren” (Art. 2, Abs. m., EU-Verordnung 1305/2013 vom 17. September 2013)