Zugang zu Land - Handlungsoptionen für Landwirt*innen
Vertical Farming
Vertical Farming ist eine Form der urbanen Landwirtschaft, die ohne die Nutzung herkömmlicher landwirtschaftlicher Nutzflächen auskommt (vgl. Specht et al., 2014) und bietet daher bei einem erschwerten Zugang zu Land insbesondere im städtischen Raum eine gute Möglichkeit, um Lebensmittel anzubauen. Dabei werden Pflanzen in mehreren Etagen übereinander angebaut, wodurch die benötigte Anbaufläche reduziert und Transportwege verkürzt werden (vgl. Maier-Sohn, 2023). Auch Pilze können in vertikalen Farmen angebaut werden. Sie bieten zudem den Vorteil, dass weitere Flächen wie Kellerräume für den Anbau nutzbar gemacht werden können.
Im Hinblick auf Klimaaspekte wird die Nachhaltigkeit von Vertical Farming in beheizten Indoor Farmen wegen ihrer Energieintensität insgesamt debattiert; die punktuelle Freisetzung von Treibhausgasemissionen wie Stickstoff (durch den Einsatz von bestimmten Düngemitteln) und Kohlendioxid (u. a. durch die intensive konventionelle Bodenbearbeitung) kann durch Indoor Farming reduziert werden (vgl. Stein, 2021: 6).
Hier findest du Vertical Farming in Deutschland:
Weitere Informationen:
https://www.ernaehrungswandel.org/vernetzen/nischeninnovationen-in-europa/vertical-farming
Aquaponik
Aquaponik ist ein Produktionssystem, bei dem du die Zucht von Fischen in einer kreislaufbasierten Aquakultureinheit mit dem hydroponischen Anbau von Nutzpflanzen verbinden kannst, um einen nachhaltigen Kreislauf zu schaffen. So wird eine effiziente Nutzung von begrenztem Land und von Wasser als in herkömmlichen Anbausystemen erreicht. Ein weiterer Vorteil urbaner Aquaponikstandorte besteht darin, dass durch regionale Vermarktung Lebensmittelimporte verringert werden können und somit auch weniger Transportemissionen entstehen (vgl. Cordis 2018). Aspekte des Tierwohls spielen bei Aquaponiksystem im Regelfall keine Rolle.
Hier findest du beispielsweise Aquaponik in Deutschland:
https://www.ecf-farmsystems.com/
https://www.aquaponik-manufaktur.de/en/aquaponik-anlagen/
Weitere Informationen:
www.ernaehrungswandel.org/vernetzen/nischeninnovationen-in-europa/aquaponik
Biointensive Landwirtschaft
In der biointensiven Landwirtschaft wird auf kleinster Fläche mit einfacher Technik und hoher Effizienz Gemüse biologisch angebaut. So wird der Zugang zu Land indirekt gefördert, indem der Ertrag und die Bodenfruchtbarkeit gesteigert und verfügbare Flächen optimal ausgenutzt werden (vgl. BLE, 2019). Bei gleichem Ertrag werden kleine Flächen benötigt.
Hier findest du beispielsweise biointensive Landwirtschaft in Deutschland:
http://www.weierhoefer-gartengemuese.de/
https://www.gemuesegarten-hoxhohl.de/
Weitere Informationen:
Pflanzliche Produktion / Vegane Ernährung
Bei einer veganen Ernährung nehmen Menschen rein pflanzliche Lebensmittel zu sich. Durch einen geringeren Konsum tierischer Lebensmittel in Deutschland können die landwirtschaftliche Produktion mit Tierhaltung sowie die Futtermittelherstellung reduziert werden. Damit gehen zahlreiche positive ökologische Effekte einher, wie eine Reduzierung der THG-Emissionen und Eutrophierung. Ein wichtiger Aspekt für den Zugang zu Land ist, dass durch weniger Nachfrage nach tierischen Lebensmittelprodukten weniger Landverbrauch die Folge ist, und das Land stattdessen für einen nachhaltigen Anbau, beispielsweise von Gemüse, genutzt werden kann. Es gibt zahlreiche Internetseiten und Stellen, wo du dich über eine Umstellung auf eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Tiernutzung informieren kannst.
Hier findest du weiterführende Informationen zur Umstellung:
https://transfarmation-deutschland.de/
https://biozyklisch-vegan.org/
https://www.transfarmation.org/
https://www.tolhurstorganic.co.uk/about-us/
Weitere Informationen:
https://www.ernaehrungswandel.org/vernetzen/nischeninnovationen-in-europa/vegane-ernaehrung
Biozyklisch-veganer Anbau
Der biozyklisch-vegane Anbau verzichtet beim ökologischen Anbau veganer Lebensmittel vollständig auf Tierhaltung und den Einsatz tierischer oder synthetischer Betriebsmittel. Damit entfällt beispielsweise die Verwendung von Gülle, Mist, Jauche oder Schlachtabfällen als Düngemittel (vgl. Vegconomist, 2019). Stattdessen wird ein besonderer Fokus auf den gezielten Aufbau von pflanzlichem Humus gelegt, der durch Kompostierung in Kombination mit Gründüngung und Mulchen erreicht werden kann. Wenn die Pflanzenreste für den Humusaufbau aus dem eigenen Betrieb, der Gemeinde oder der Region stammen, ergeben sich zudem kürzere Transportwege.
Die Förderung des Zugangs zu Land erfolgt indirekt durch die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und die nachhaltigere Nutzung landwirtschaftlicher Flächen, wodurch sich der Ertrag steigern lässt und der Bedarf an landwirtschaftlicher Fläche sinkt.
Hier findest du biozylisch-veganen Anbau:
Landwirt*innen: https://www.biocyclic-vegan.org/partners/producers/
Organisationen: https://www.biocyclic-vegan.org/partners/network-organisations/
Netzwerkwebsite: https://www.biocyclic-vegan.org/
Weitere Informationen:
https://www.ernaehrungswandel.org/vernetzen/nischeninnovationen-in-europa/biozyklisch-veganer-anbau
Nachhaltige Wasserkreisläufe und Wassermanagement
Zu nachhaltigen Wasserkreisläufen und Wassermanagement zählen Wasserfilterung, Wasseraufbereitung, Meerwasserentsalzung, Regenwassergewinnung (auf Englisch ›Water-Harvesting‹), Wasser-Retentionsräume (zur Speicherung von Niederschlagswasser zur Nutzung in Trockenperioden) und Gestaltungsentwürfe wie das Keyline-Design. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Resilienz von natürlichen Wasserkreisläufen und Ernährungssystemen gegenüber Dürren und Trockenheitsperioden zu stärken. Dadurch soll entgegen der Wasserübernutzung und -knappheit mehr Wasser für die Produktion von Lebensmitteln zur Verfügung stehen. Sie bieten so indirekt die Möglichkeit, das Land aufzuwerten, indem (auch in ariden oder semi-ariden Regionen) die Verfügbarkeit von Wasserressourcen verbessert wird.
Eine effiziente Wassernutzung und die Integration nachhaltiger Wasserkreisläufe können dir als Landwirt*in so langfristig eine verbesserte Bodenqualität und Klimaresilienz, Zugang zu Wasser und geringere Wasserkosten, sowie die Reduzierung von Umwelteinwirkungen und eine nachhaltigere Produktion eröffnen.
Hier findest du nachhaltige Wasserkreisläufe
https://www.seawatergreenhouse.com/
Weitere Informationen:
Blühende Wiesen
Du kannst als Landwirt*in durch das Aussäen von regional angepassten Wildblumen- und Wildkräutersamen auf nicht bewirtschafteten Randstreifen einen ökologischen Beitrag leisten und deinen eigenen Betrieb durch die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und die Schaffung von Lebensräumen für Bestäuberinsekten stärken. So kannst du Flächen für deinen Betrieb nutzen, die zuvor ungenutzt geblieben sind und trägst gleichzeitig zur Verbesserung der Biodiversität bei.
Blühende Wiesen schaffen lebendige Lebensräume für wildlebende Insekten wie Mauerbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Die blühenden Wiesen bieten Nistmöglichkeiten und Nahrungspflanzen, die den Insekten eine langfristige Nahrungsquelle durch Nektar und Pollen bis in den Winter hinein ermöglichen (vgl. NABU, o. J.). Zudem fördern sie die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität, ziehen Vögel, Reptilien und kleine Säugetiere an (vgl. Soliveres et al., 2016). Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Fortpflanzung von 80 % der weltweit von Insekten bestäubten Blütenpflanzen, darunter 85 % derjenigen, die von Honigbienen bestäubt werden, zu sichern (vgl. Schwartauer Werke, 2019).
Hier findest du Blühende Wiesen:
https://bluehende-landschaft.de/handlungsempfehlung/insektenfreundliche-bluehstreifen/
https://hapy.chambre-agriculture.fr/agroenvironnement/biodiversite/concours-prairies-fleuries/
Weitere Informationen:
https://www.ernaehrungswandel.org/vernetzen/nischeninnovationen-in-europa/bluehende-wiesen
In Vitro Fleisch
In-Vitro-Fleisch, hergestellt im Labor, bietet eventuell zukünftig (bei Weiterentwicklung der aktuellen Techniken) die Möglichkeit, Fleisch ohne das Töten von Tieren zu produzieren. Neben Fleisch wird auch an anderen In-Vitro-Produkten wie Fischfleisch, Eiern und Leder geforscht. Diese Technologie birgt das Potenzial, geringere Treibhausgasemissionen und keine Landnutzung im Vergleich zur konventionellen Tierhaltung zu ermöglichen. Landwirt*innen könnten ihre Flächen für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln nutzen und Einkommensquellen diversifizieren, besonders in Gebieten mit begrenztem Land. RESPECTfarms zeigt beispielhaft, wie die Integration von In-Vitro-Fleisch in einen Viehzuchtbetrieb aussehen könnte. Trotz des ökologischen Potenzials gibt es weiterhin ethische Bedenken u. a. bezüglich der Tötung von Tieren für Nährlösungen, dem Energieverbrauch und der transparenten Kennzeichnung im Kontext der Einführung dieser Technologie.
Hier findest du In-Vitro Fleisch:
Weitere Informationen:
https://www.ernaehrungswandel.org/vernetzen/nischeninnovationen-in-europa/in-vitro-fleisch
Quellen
Biocyclic Park Kalamata, IFOAM ABM 2017. (2017). https://www.youtube.com/watch?time_continue=14&v=_HPCm-5acI0&feature=emb_logo, (27.01.2020)
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Projektgruppe Ökolandbau (2019): Biointensiver Gemüseanbau. Web, 19.07.2023. https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/biointensiver-gemuesebau/
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Projektgruppe Ökolandbau (2021): Mit Patenschaften Biobetriebe unterstützen. Web, 19.07.2023. www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/bio-erleben/aktiv-werden/bio-patenschaften/
Cordis (2018): Nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung durch Aquaponik. Web, 08.06.2018. cordis.europa.eu/result/rcn/203873_de.html
Maier-Sohn, K. (2018): Vertical Farming. Web, 18.07.2023. www.wir-ernten-was-wir-saeen.de/vertical-farming
NABU Mecklenburg-Vorpommern. (o. J.): Wildbienen - NABU Mecklenburg-Vorpommern. Web, 13.10.2019.https://mecklenburg-vorpommern.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/bienen-und-co/wildbienen/index.html
Schwartauer Werke (2019): Die Bienen und unsere Ernährung. Bee Careful. Web ,13.10.2019. http://www.bee-careful.com/de/initiative/der-einfluss-von-bienen-auf-unsere-taegliche-ernae/
Soliveres, S. et al. (2016): Biodiversity at multiple trophic levels is needed for ecosystem multifunctionality. Nature, 536(7617), 456–459. https://doi.org/10.1038/nature19092
Specht, K., Siebert, R., Hartmann, I., Freisinger, U. B., Sawicka, M., Werner, A., Thomaier, S., Henckel, D., Walk, H., & Dierich, A. (2014): Urban agriculture of the future: an overview of sustainability aspects of food production in and on buildings. In: Agriculture and Human Values, Volume 31, S. 33-51.
Stein, E. W. (2021). The Transformative Environmental Effects Large-Scale Indoor Farming May Have On Air, Water, and Soil. Air, Soil and Water Research, 14. https://doi.org/10.1177/1178622121995819
Vegconomist (2019): Im Interview mit dem Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. über die Bio-vegane Landwirtschaft. 31.Oktober 2019. https://vegconomist.de/interviews/im-interview-mit-dem-foerderkreis-biozyklisch-veganer-anbau-e-v-ueber-die-bio-vegane-landwirtschaft/ (27.01.2020)