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Ernährungssouveränität

Lesedauer: Minuten

Verfasst von Helen Engelhardt, Lydia Kitz, Clara Menke

Letzte Aktualisierung: 05.06.2023

Das Konzept der Ernährungssouveränität ist im Jahr 1996 auf dem Welternährungsgipfel erstmalig von La Via Campesina, einer internationalen sozialen Bewegung, die die Interessen von Kleinbäuer*innen weltweit vertritt, vorgestellt worden.

Food sovereignty is the right of each nation to maintain and develop its own capacity to produce its basic foods respecting cultural and productive diversity. We have the right to produce our own food in our own territory. Food sovereignty is a precondition to genuine food security.

Via Campesina,  1996:  1

Definition und Hintergrund

Die Idee der Ernährungssouveränität entstand als Kritik an der Kontrolle von Staaten durch die neoliberale Handelspolitik der Welthandelsorganisation (WTO) (vgl. Wittman et al., 2011: 93; Edelman et al., 2014: 4). Der Fokus des neoliberalen Modells liegt auf der freien Marktwirtschaft und dem Wettbewerb. Diese Politik, insbesondere das Agreement on Agriculture (AoA) und die Bedingungen für Kredite durch die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds (IMF) wurde insbesondere in Entwicklungsländern als Form von Fremdbestimmung angesehen, da sie für sie zu Nachteilen führte (vgl. McMichael 2009: 153 f.; Wittman et al., 2011: 93; IAASTD, 2009: 453). Die Ernährungssouveränität bedeutet, dass Staaten ihre eigene Ernährungspolitik gestalten und ihre Landwirtschaft auf eine nachhaltige und lokale Art und Weise betreiben.

Das Konzept entwickelte sich weiter: Unter anderem aufgrund der Vielfalt der Menschen, die es einschließt (Landwirt*innen, Fischer*innen, indigene Völker, (migrierte) Landarbeiter*innen, Zivilgesellschaft, akademische Institutionen, etc.) wurde im Jahr 2007 bei dem Weltforum für Ernährungssouveränität eine ausführlichere und komplexere Definition[1] entwickelt (vgl. Nyéléni, 2007a: 1). Diese wurde von mehr als 500 Vertreter*innen aus 80 Ländern angenommen (vgl. ebd.). In diesem Zuge wurden die Sechs Säulen der Ernährungssouveränität entwickelt (vgl. Nyéléni, 2007b: 76). Hiernach konzentriert sich Ernährungssouveränität auf die Ernährungsbedürfnisse der Menschen, anstatt Lebensmittel als Waren zu betrachten (vgl. ebd.). Die Wertschätzung der Arbeit von Lebensmittelproduzent*innen wird betont und nachhaltige Lebensgrundlagen werden unterstützt (vgl. ebd.). Durch die Lokalisierung der Lebensmittelsysteme und die Ablehnung von Dumping sowie der Abhängigkeit von weit entfernten, nicht rechenschaftspflichtigen Konzernen wird eine Kontrolle auf lokaler Ebene angestrebt (vgl. ebd.). Es wird auf traditionelles Wissen aufgebaut, um Wissen und Fähigkeiten zu fördern (vgl. ebd.). Durch vielfältige, agrarökologische Produktions- und Erntemethoden mit geringem externen Input werden Beiträge der Natur optimal genutzt, die Beiträge der Ökosysteme maximiert, die Resilienz gegenüber den Klimawandelfolgen verbessert (→ vgl. Kapitel: Fördert Regionalisierung Ernährungsresilienz?) sowie umweltschädliche Produktionsmethoden abgelehnt (vgl. ebd.).

Im Jahr 2008 nahm das International Assessment of Agricultural Science and Technology for Development (IAASTD), ein zwischenstaatliches Gremium unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen und der Weltbank, die folgende Definition an (IAASTD, o. J.): „Ernährungssouveränität wird als das Recht von Menschen und souveränen Staaten definiert, auf demokratische Weise ihre eigene Agrar- und Ernährungspolitik zu bestimmen.” (IAASTD, o. J.).

Was ist der Unterschied zwischen Ernährungssouveränität und Ernährungssicherheit?

Das Konzept der Ernährungssouveränität geht über das Konzept der Ernährungssicherheit hinaus (vgl. Rosset, 2003: 1).

"Food security exists when all people, at all times, have physical and economic access to sufficient, safe and nutritious food to meet their dietary needs and food preferences in order to lead a healthy and active life.” (FAO, 1996: 1).

Die Gemeinsamkeiten beider Ansätze bestehen in der Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion und -produktivität, um den zukünftigen Bedarf zu decken (vgl. Gordillo & Jerónimo, 2013: vi). Zugang zu Nahrungsmitteln ist jeweils das zentrale Problem und erfordert daher öffentliche Umverteilungspolitiken in Bezug auf Einkommen und Beschäftigung (vgl. ebd.). Beide Konzepte berücksichtigen auch den notwendigen Zusammenhang zwischen dem Zugang zu Lebensmitteln und einer gesunden Ernährung (vgl. ebd.).

Ernährungssouveränität geht noch einen Schritt weiter als das Konzept der Ernährungssicherheit und betont das Recht der Menschen auf Selbstbestimmung in Bezug auf ihre Ernährung (vgl. Nyéléni, 2007: 1 ff.). Es geht darum, dass die Menschen die Kontrolle über die Produktion, Verteilung und den Konsum von Lebensmitteln haben und dass die Ernährungssysteme auf ihre Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt sind (vgl. ebd.: 76). Ernährungssouveränität zielt darauf ab, die Machtverhältnisse im Ernährungssystem und in multilateralen Handelsverhandlungen zu verändern, um sicherzustellen, dass die Produzent*innen und Verbraucher*innen gleichermaßen an politischen Prozessen beteiligt sind und dass die Umwelt geschützt wird (vgl. Gordillo & Jerónimo, 2013: 7).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Ernährungssicherheit darauf abzielt, Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen, während Ernährungssouveränität darüber hinaus die Kontrolle und Entscheidungsbefugnis der Menschen über ihr eigenes Ernährungssystem betont.

Das Recht auf angemessene Ernährung

Ein zentrales Prinzip der Ernährungssouveränität ist das Menschenrecht auf angemessene Ernährung. Im Jahr 1966 wurde das Recht auf Nahrung, auch als Right to Food bekannt, in der UN-Sozialcharta verankert. Dieses grundlegende Recht garantiert jedem Individuum Schutz vor Hunger. Indem das Recht auf angemessene Nahrung offiziell anerkannt wurde, wurde der Weg für eine rechtebasierte Ernährungssicherheit geebnet (vgl. Gordillo und Gómez, 2005). Die 164 Staaten, die das Recht auf Nahrung ratifiziert haben, haben sich verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Bevölkerung Zugang zu ausreichender Nahrung hat.

Sieben Länder haben Ernährungssouveränität in ihre Verfassungen und Gesetze integriert und sie mit der Ernährungssicherheit und dem Recht auf Nahrung verknüpft (vgl. Edelman et al., 2014: 926). Dazu zählen Ecuador, Venezuela, Mali, Bolivien, Nepal, Senegal und Ägypten (vgl. Wittman et al., 2011: 97; McKay et al., 2014: 268 ff.). Auch in der nationalen und kommunalen Agrarpolitik (z. B. Brasilien, Maine) taucht Ernährungssouveränität teilweise auf (vgl. Wittman et al., 2011: 97).

Kritik an dem Konzept

Es wird kritisiert, dass die Ernährungssouveränität nicht ohne ein grundsätzliches Umdenken des globalen Handelssystems erreicht werden kann (vgl. Burnett & Murphy, 2014: 156 ff.). Andere kritisieren, dass unklar bleibe, wie Ernährungssouveränität erreicht werden soll und welche konkreten politischen Maßnahmen dafür notwendig sind (vgl. Bernstein, 2014: 1054; McKay et al., 2014: 266), was zu Diskussionen geführt hat (vgl. Rosset, 2008; McMichael, 2008; Patel, 2009; Martínez-Torres & Rosset, 2010). Das Konzept der Selbstversorgung wird kritisiert, da zum einen in Anbetracht der Konsumpräferenzen gewisse Lebensmittel importiert werden müssen (vgl. Edelman et al., 2014: 7 f.). Zum anderen sind insbesondere Entwicklungsländer durch die Klimafolgen relativ stärker betroffen und damit umso abhängiger von Lebensmittelimporten (vgl. ebd.).

Eine weitere Kritik an dem Konzept ist, dass es unrealistisch sei, eine wachsende Weltbevölkerung durch die Erträge kleinbäuerlicher Landwirtschaftsbetriebe zu ernähren (vgl. Bernstein, 2014: 1057; McMichael, 2009: 269). Mittels der Nutzung von Skaleneffekten industrieller Landwirtschaft sei es eher möglich, die zunehmende Anzahl an Menschen auf der Erde im Sinne der Ernährungssicherheit zu ernähren (vgl. ebd.). Dies könnte auch zu Einsparungen von Energiekosten führen, obwohl eine intensive Nutzung fossiler Brennstoffe ebenfalls eine Konsequenz sein könnte (vgl. ebd.).

Kleinbäuer*innen und Agrarökologie

Es wurden nur wenige Langzeitstudien durchgeführt, die die vergleichbaren Erträge industrieller Produktionsweisen und hoch diversifizierter Systeme agrarökologischer Praktiken messen. Einige Untersuchungen kommen zu dem Schluss,  dass kleinbäuerliche Landwirtschaft das Potenzial hat, einen wesentlichen Beitrag zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung zu leisten und gleichzeitig die schädlichen Umweltauswirkungen der konventionellen Landwirtschaft zu verringern (vgl. Badgley et al., 2007: 1114 ff.; IPES-Food 2016: 31; Pretty et al. 2007: 86 ff.).

Data shows that these systems can compete with industrial agriculture in terms of total outputs, performing particularly strongly under environmental stress, and delivering production increases in the places where additional food is desperately needed. Diversified agroecological systems can also pave the way for diverse diets and improved health.

IPES-Food 2016: 3

Der Fokus auf kleinbäuerliche Landwirtschaft (sowie auch Viehzucht, Forstwirtschaft und Fischerei, etc.) ist ein wichtiger Faktor bei dem Prinzip der Ernährungssouveränität. Sie wird größtenteils nicht-industriell und ökologisch betrieben und beruht auf den Prinzipien der Agrarökologie (vgl. Gordillo & Jerónimo, 2013: vi).

Agrarökologie bezeichnet eine Wissenschaft, Bewegung und Praxis, die ein sozial gerechtes und ökologisch nachhaltiges Landwirtschafts- und Ernährungssystem anstrebt (vgl. Wezel et al., 2011: 1). In der Praxis umfassen die Grundprinzipien der Agrarökologie beispielsweise die Wiederverwertung von Nährstoffen und Energie, die Verbesserung der organischen Substanz und der biologischen Aktivität des Bodens, die Diversifizierung der Pflanzenarten und genetischen Ressourcen in den Agrarökosystemen, die Integration von Pflanzen und Tieren sowie die Optimierung der Produktivität des gesamten landwirtschaftlichen Systems (vgl. Altieri & Toledo, 2011: 588). Nachhaltigkeit und Resilienz (→ vgl. Kapitel: Fördert Regionalisierung Ernährungsresilienz?) werden durch die Vielfalt und Komplexität der landwirtschaftlichen Systeme erreicht. Hierzu gehören Polykulturen, Fruchtfolgen, Agroforstwirtschaft, einheimisches Saatgut und lokale Nutztierrassen, die Förderung natürlicher Schädlingsfeinde und der Einsatz von Kompost und Gründüngung zur Verbesserung der Bodenqualität (vgl. ebd.).

Agrarökologie wurde zu einem wesentlichen Bestandteil der umfassenderen Agenda zur Erreichung von Ernährungssouveränität (vgl. Nyeleni Europa, 2011: 1 ff.). De Schutter, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, legte 2011 einen Bericht vor, in dem er die Staaten dazu aufforderte, öffentliche Maßnahmen zur Förderung der Agrarökologie zu ergreifen (vgl. De Schutter, 2011). Auch weitere Autor*innen weisen darauf hin, dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft ein großes Potenzial hat, die Menschen zu ernähren und die ländlichen Einkommen zu steigern (vgl. u. a. Altieri, 2009: 6).                                                        

Ernährungssouveränität in der Praxis

Das multidimensionale Konzept der Ernährungssouveränität hat neben der Agrarökologie weitere Schlüsselaspekte im Fokus (vgl. Edelman et al., 2014: 14). Dazu gehören Land (→ vgl. Kapitel: Zugang zu Land), Saatgut (→ vgl. Kapitel: Open Source, Open Access, Open Data), Regionalisierung/Lokalisierung des Ernährungssystems (→ vgl. Kapitel: Regionale Ernährung) sowie lokales Wissen und lokale Kultur. Neben Kleinbäuer*innen werden auch Menschen aus der Forstwirtschaft, Viehwirtschaft, Fischwirtschaft sowie Frauen, Jugendliche und indigene Menschen explizit in dem Konzept berücksichtigt (vgl. Patel, 2012: 1).

Die Kontrolle über den Zugang zu Land ist ein wesentlicher Aspekt für die Umsetzung von Ernährungssouveränität für Kleinbäuer*innen (vgl. Edelman et al., 2014: 13).

Bei den Bodengenossenschaften/-stiftungen wird dem Markt Land entzogen und nachhaltig wirtschaftenden Landwirt*innen zur Verfügung gestellt (vgl. Haack et al., 2020: 42 f.). Dadurch sollen kleinbäuerliche Strukturen gefördert und Bodenspekulation vermieden werden (vgl. ebd.). (→ vgl. Kapitel: Zugang zu Land).

Ebenso spielt der Erhalt und die Nutzung von lokalem und indigenem Saatgut eine wesentliche Rolle für die Saatgutsouveränität als Teil der Ernährungssouveränität (vgl. Wittman, 2011: 96; Edelman et al., 2014: 12; Kloppenburg, 2014: 1). Sowohl das Saatgut und die Pflanzen als auch das für den Anbau erforderliche lokale Wissen sind essentiell (vgl. Wittman, 2011: 96). Die Kontrolle über landwirtschaftliches Wissen, Technologie und genetische Ressourcen verbindet den rechtebasierten Ansatz der Ernährungssouveränität mit der Frage nach dem geistigen Eigentum (vgl. ebd.).

Samenbanken dienen der Biodiversität und vermeiden den Verlust von Genmaterial. Saatgut vor Privatisierung zu schützen, ist ein Ziel der Nische Open Source-Samenbanken und Saatgutschutz (vgl. Engelhardt et al., 2020: 63 f.). Durch die Vergabe von freien Lizenzen wird das Saatgut zu einem geschützten Allgemeingut (--> Link zu Subthema Open Source, Open Access, Open Data) (vgl. ebd.). Durch Samenbanken kann insbesondere Saatgut alter Sorten gesichert und revitalisiert werden, welche mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen harmonisieren (vgl. ebd.).

Der Aufbau und die Weitergabe von Wissen spielen eine wesentliche Rolle bei der Agrarökologie (vgl. Martínez-Torres & Rosset, 2010: 79) und somit auch für die Ernährungssouveränität. Es haben sich verschiedene Wege herauskristallisiert, wie Wissen geschafft und reproduziert werden kann.

Eine Innovation sind die Agrarökologie-Schulen (→ vgl. Kapitel: Open Source, Open Access, Open Data), welche mit partizipativer Forschung landwirtschaftliches Wissen horizontal austauschen (vgl. Engelhardt et al., 2020: 22 ff.). So kann Wissen über altbewährte und neue Anbautechniken und Technologien von Landwirt*innen an Landwirt*innen weitergegeben werden (vgl. ebd.). Open Source-Anleitungen für technische Hilfsmittel sind ein Beispiel für diesen Ansatz (Engelhardt et al., 2020: 61 f.). Es werden kostenfrei Anleitungen zur Verfügung gestellt, wie Landwirt*innen landwirtschaftliche Werkzeuge und Maschinen selbst bauen können (vgl. ebd.). Somit entsteht Autonomie und Unabhängigkeit von großen und teuren Landmaschinenanbieter*innen (vgl. ebd.). Zudem werden Wissen und Fähigkeiten gefördert (vgl. ebd.). Landwirt*innen zeigen anderen Landwirt*innen in Trainings, wie die technischen Hilfsmittel zu reparieren sind und garantieren so einen langfristigen Zugang zu Werkzeugen und Maschinen, die kostengünstig und an die eigenen Bedürfnisse angepasst sind (vgl. ebd.).

Konsument*innen spielen auch eine große aktive Rolle für mehr Ernährungssouveränität: Ihre Konsumentscheidungen, ihr Bewusstsein beim Kauf oder die Art ihrer Selbstorganisation bei der Lebensmittelverteilung lenken und bestimmen das Angebot.

Beispielhafte Innovationen für nachhaltige Konsumentscheidungen sind Solidarische Landwirtschaft, Foodcoops, Urban Agriculture, Re-/ Upcycling von Lebensmittelabfällen, vegane Ernährung und Bio- und Slow Food-Restaurants. Insbesondere die Solidarische Landwirtschaft und auch die Foodcoops sind besondere Formen der gemeinschaftlichen Organisation von Produktion und Konsum. Hier wird durch mehr Selbstbestimmung und Mitgestaltung der Konsument*innen, die Risikoteilung mit und Einkommenssicherung bzw. Ernährungssouveränität von Kleinbäuer*innen gefördert (vgl. Haack et al., 2020: 50 ff., 80 ff.).

In der Regionalwert AG werden Anteilseigner*innen zu Konsument*tinnen und bestimmen so selbst und direkt über ihre konsumierten Lebensmittelprodukte sowie vorgelagerte Prozesse bei der Wertschöpfung mit, wodurch die lokale Ernährungssouveränität erhöht wird (vgl. Haack et al., 2020: 76 ff.). Partizipative Bewertungssysteme ermöglichen Produzent*innen und Konsument*innen mehr Selbstbestimmung, MItgestaltung und Partizipation bei der Bewertung und Zertifizierung von Lebensmitteln und folglich auch Vertriebsmöglichkeiten  (vgl. Engelhardt et al., 2020: 65 f.). Die Abstimmung zu gemeinsamen Kriterien soll  zu fairen Erzeuger*innenpreisen, mehr Transparenz und damit auch zur Ernährungssouveränität führen (vgl. ebd.).

Auch über die Kaufentscheidungen hinaus, gibt es verschiedene Ansätze/Nischeninnovationen, wie Konsument*innen zu mehr Selbstbestimmung im Sinne der Ernährungssouveränität gelangen können.

Dafür ist insbesondere der Ernährungsrat ein Beispiel, da er Konsument*innen mit weiteren Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Handel, Verarbeitung, Landwirtschaft und Gastronomie in den Dialog über einen Wandel des lokalen Ernährungssystems bringt (vgl. Haack et al., 2020: 44 f.). Ganze Regionen bestimmen in Bio-Distrikten ihre lokale bzw. regionale Wertschöpfungskette von Vorleistung über Produktion, Handel, Vermarktung bis hin zu Konsum und Wiederverwertung (vgl. Engelhardt et al., 2020: 34 ff.).

 

 

Quellen | Ernährungssouveränität

 

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Bernstein, H. (2014). Food sovereignty via the ‘peasant way’: a sceptical view. The Journal of Peasant Studies, 41(6), 1031–1063. https://doi.org/10.1080/03066150.2013.852082

 

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https://doi.org/10.3167/ares.2011.020106   

 

 


[1] “Food sovereignty is the right of peoples to healthy and culturally appropriate food produced through ecologically sound and sustainable methods, and their right to define their own food and agriculture systems. It puts those who produce, distribute and consume food at the heart of food systems and policies rather than the demands of markets and corporations. It defends the interests and inclusion of the next generation. It offers a strategy to resist and dismantle the current corporate trade and food regime, and directions for food, farming, pastoral and fisheries systems determined by local producers. Food sovereignty prioritises local and national economies and markets and empowers peasant and family farmer-driven agriculture, artisanal - fishing, pastoralist-led grazing, and food production, distribution and consumption based on environmental, social and economic sustainability. Food sovereignty promotes transparent trade that guarantees just income to all peoples and the rights of consumers to control their food and nutrition. It ensures that the rights to use and manage our lands, territories, waters, seeds, livestock and biodiversity are in the hands of those of us who produce food. Food sovereignty implies new social relations free of oppression and inequality between men and women, peoples, racial groups, social classes and generations.” (Nyéléni, 2007a: 1).

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